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Zion Nationalpark – Probleme mit der Zeitumstellung, eine neue Freundschaft und endlich wieder ein paar Wanderkilometer am Stück!

Auf geht es wieder in Richtung Natur. Unser nächstes Ziel ist Zion Nationalpark. Dazu geht es raus aus Kalifornien, wieder über Nevada nach Utah. An unserer Reiseplanung müssen wir noch arbeiten. Aufmerksame Beobachter unseres Trackers erkennen, dass wir da wohl kleine Schleifen gefahren sind. Naja, der Weg ist ja bekanntlich das Ziel und die Meilen mit unserem kleinen Van zu fahren ist überhaupt nicht so anstrengend, wie sie zu laufen.

Wir halten wieder am gleichen Walmarkt, den wir auf der Herfahrt schon hatten und ignorieren die doch etwas komischen Blicke der Angestellten. Ist wohl gut wiedererkennbar unser Van. Egal. Niemand stellt uns zur Rede und so verbringen wir einen vergnüglichen Abend. Mittags wollen wir in Springdale sein, um dort dem Rotary Meeting beizuwohnen. Wir sind mächtig stolz auf uns, dass wir daran denken, dass wir wieder über eine Zeitzonengrenze fahren und insofern eine Stunde früher aufstehen müssen. Wir sind halt „Käppsele“ (wenn ihr nicht versteht, was das ist, fragt einen Schwaben!).  Der Rotary Club Springdale ist klein und fein, trifft sich wöchentlich in einem örtlichen Lokal. Springdale ist aufgrund seiner Nähe zum Zion Nationalpark ein richtiges Touristenstädtchen. Wir lernen die zwei Rotarier Pam und Merle kennen, die uns spontan anbieten, uns zu helfen, sollten wir Transport oder ähnliches benötigen. Toll!

Nach dem Clubbesuch machen wir uns auf zum Visitor Center um die Wandermöglichkeiten auszuloten. Hier wollen wir wieder einen längeren Trail machen, wir vermissen die Abgeschiedenheit und Freiheit. Wir erfahren von einem wunderbaren Trail, der einmal durch den Nationalpark führt, 64km, wunderbar! Problem ist, dass man eine Erlaubnis benötigt, für den nächsten Tag ist bereits alles ausgebucht. Tip des Rangers ist es, am nächsten Tag sehr früh zu kommen um die Erlaubnis für den übernächsten Tag zu ergattern. Das machen wir!

Dank Google finden wir einen Platz in der Nähe des Städtchens an dem „Wildcampen“ erlaubt ist. Es ist unglaublich schön dort, aber richtig „wild“ ist es nicht, da wir uns den Platz doch mit vielen anderen Campern teilen. Komisches Konzept des Wildcampens. Wir stellen unseren Wecker, wir wollen morgens die ersten sein, damit wir noch eine Wildniserlaubnis erhalten. Sowas, im dunkeln aufstehen, was tut man nicht alles! Als der Wecker klingelt ist es bereits hell. Häh!?! Ohje, das ipad hatten wir nicht auf die neue Zeit eingestellt. Soviel zum „Käppsele“ sein… Wir eilen, fluchen und rennen zum Visitor Center und müssen uns in eine Schlange einreihen. Mist!! Gottseidank erhalten wir noch Erlaubnis für unseren Trail, puh! Wir fragen den Ranger, mit welchen Schwierigkeiten wir auf dem Trail zu rechnen haben. Anders als die vorherigen, ist dieser ganz gelassen und sagt, es gäbe nur ein paar Flussüberquerungen. Aha. Er meint, das Wasser wäre braun (also sieht man nicht, wo man hintritt), hat Treibgut, die Strömung wäre sehr stark und das Wasser momentan hüfthoch. Auf mein vorsichtiges Nachfragen, ob man das denn dann queren kann, sagt er, ja, das geht, man wird halt nass. Mmh. Solche Flusskonditionen heissen in meiner Welt, dass man da auf keinen Fall rüberkann. Aber gut, wir werden das Problem lösen, wenn wir dort sind.

Wir nutzen den Tag um eine kleine Tour zu machen: den „Angels Trail“. Das gibt einen guten ersten Einblick auf die tolle Natur, die uns erwartet. Wir freuen uns auf unsere Tour!!

Morgens treffen wir uns bei Pam und Merle. Sie erlauben uns nicht nur, dass wir unseren Van bei ihnen für die nächsten 4 Tage parken, sondern sie fahren uns auch zum Einstieg des Trails (45 Minuten). Unglaublich, wie selbstlos und freundlich die beiden sind! Und dann geht es los! 64 Kilometer mit drei Übernachtungen in der Wüstenwildnis liegen vor uns! Leicht könnte man diesen Trip auch mit zwei Übernachtungen machen, wir haben es aber nicht eilig und wollen möglichst lange in der Abgeschiedenheit sein.

Ah, wie schön, wieder allein mit Rucksack unterwegs zu sein! Wir befinden uns in der Wüste, aber in Flussnähe und die Farbenpracht der Natur ist unglaublich schön. Gepaart mit den organen Gesteinsformationen und dem sandigen Boden – traumhaft! Es ist wieder eine ganz andere Landschaft und wir geniessen es, das Gewicht des Rucksacks zu spüren (vielleicht steckt doch ein kleiner Masochist in uns) und uns zu bewegen. Es gibt eine kleine Sidetour zu einem Bogen (laut Info einer der grössten freistehenden Bögen Amerikas). Natürlich lassen wir uns das nicht entgehen! Entgegenkommende Wanderer warnen uns aber vor nicht enttäuscht zu sein. Mmh, mal sehen. Leider ist der Bogen wirklich enttäuschend, man sieht ihn kaum und so richtig freistehend ist er auch nicht. Naja, jedenfalls haben wir ihn gesehen. Wieder zurück. Kurz vor Erreichen unseres Zeltplatzes für die Nacht müssen wir den besagten Fluss überqueren. Uih, das ist wirklich braun. Ich schicke Heiko vor, um die Tiefe zu testen. Gut, dass ich einen grossen Ehemann habe ;)! Todesmutig wagt sich Heiko in die Fluten und…. das Wasser geht nur bis zur Wade, die Strömung ist spürbar aber nicht so stark. Alles klar, der Ranger hatte zum Teil recht: man kann ihn überqueren und man wird nass… Aber, die Sonne scheint, wir haben sogar einen Rest Wein im Gepäck und geniessen den Abend in wundervoller Umgebung!

Am nächsten Tag müssen wir gleich morgens wieder über den Fluss. Uhi, jetzt ist er eisig kalt!! Sind wir am Vortrag noch langsam hinübergewatet um jeden Schritt vorher mit dem Stock zu überprüfen, ist es jetzt eher ein sprinten. Das Wasser ist so eisig, dass die Füsse danach richtig schmerzen. BRRRR! Ein schöner Wandertag mit 24 Kilometern liegt vor uns – toll! Wir durchwandern ein wunderschönes Tal, überwinden ein paar Auf und abs und erfreuen uns an dem wunderschönen, verlassenem Weg. Der Ranger hatte uns einen Tip zum Campen gegeben, aber als wir ankommen sind wir noch so motiviert, dass wir weiterlaufen. Kaum sind wir ein paar Kilometer weiter, verändert sich die Landschaft, man wandert an einer Schlucht. Ups, das wird jetzt schwierig mit dem zelten. Vielleicht hätten wir doch auf den Ranger hören sollen. Wir müssen aber wieder unsere Extrawurst braten, das haben wir jetzt davon. Wir kommen an eine Stelle, an dem es ein wenig abflacht, ok, das ist unsere Chance. Wir schlagen uns durch den Wald um eine halbwegs grade Stelle zu finden. Was soll ich sagen, wir hatten schon bequemere Nächte. Aber, es funktioniert irgendwie!

Auch der nächste Tag begrüsst uns mit strahlendem Sonnenschein. Es soll ein grandioses Stück Weg werden, immer an der Schlucht entlang. Die Aussicht ist grandios, was für eine Weite, was für eine Natur! Die Füsse trocknen, soweit oben, gibt es keine Flüsse zu überqueren! Wie schön! Als wir uns nachmittag dem Zeltplatz nähern kommt irgendwann die Frage auf: Wie ist es eigentlich mit Wasser? Mmh, wird schon noch etwas kommen, wo wir unsere Gefässe auffüllen können. Oder? Mmh, irgendwie sieht das nicht so aus. Wir erreichen den Platz, den wir für das zelten auserkoren hatten. Nope, kein Wasser. Ein Blick auf die Karte zeigt uns, dass das nächste eingezeichnete Gewässer gut 8km weiter ist. Ohje. Wir checken, was wir noch übrig haben: ca. 800ml. Das muss reichen! Wenn man so rationieren muss, wird einem wieder bewusst, wie selbstverständlich es für uns üblicherweise ist, Trinkwasser zu haben. In diesen Momenten fühl ich mich bestätigt darin, dass unser Projekt Hiking4Haiti richtig ist. Jeder sollte einen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben! Auch wenn wir nur wenig ändern können, gemeinsam können wir wenigstens drei Gemeinden (ca. 300 Menschen) diesen Zugang ermöglichen!

Natürlich gibt es keinen Kaffee am Morgen….Trotzdem sind wir gut gelaunt (ja, das geht), da die Schlucht uns oder mich von dem Koffeinentzug ablenkt! Wir beenden den Trail mittags und erreichen Pams und Merles Haus. Wir dürfen duschen (oh, wie toll!!) und unsere Wäsche waschen. Während unsere Klamotten trocknen verbringen wir einen vergnüglichen Nachmittag mit unseren neuen rotarischen Freunden! Danke ihr lieben, das war grandios!

Auf geht es zum nächsten Naturhighlight!

Bryce Canyon, Red Canyon, Antilope Canyon und „The great Sanddunes“ – jetzt sind wir richtige Vollblut Touristen!

Wir bleiben noch ein wenig in Utah, nächstes Ziel: Bryce Canyon. Dieser Canyon wurde uns von mehreren Bekanntschaften wärmstens empfohlen. Also los! Zuerst, wie üblich zum Visitor Center. Schnell finden wir wieder einen Trail, den wir uns als Tagestour aussuchen. Der Ranger vor Ort warnt uns vor einem Schneesturm, was wir erstmal ignorieren. Kann ja gar nicht sein! Wir bereiten uns im Van vor und wollen gerade loslaufen, als es anfängt zu schütten. Auf einmal weht ein wahnsinniger Wind und es ist bitterkalt. Und, tatsächlich, der Regen verändert sich zum Graupel. Sowas!! Wir sehen uns an und denken beide das gleiche: Neee, da wandern wir nicht! Der Campervan hat uns „weich“ gemacht! Wir entscheiden uns, einfach wie ein richtiger Tourist mit dem Bus zu einem Aussichtspunkt zu fahren und ein paar Fotos zu machen.

Der Canyon ist wirklich unwirklich schön! Es ist superschade, dass wir nicht hineinlaufen können, um diese Gegend noch besser zu erkunden. Naja, eigentlich könnten wir schon, aber es ist wirklich kalt und der Wind schlägt einem den Regen/ Graupel ins Gesicht. Wir geniessen die unwirkliche Aussicht und flüchten dann aber doch schnell wieder zurück in unser gemütliches Zuhause….

Direkt hinter dem Bryce Canyon ist der Red Canyon, unwirklich!

Am nächsten Tag planen wir unsere Weiterreise nach Kinsley. Wir sind zu einem Vortrag eingeladen, also haben wir einen Fixpunkt zu dem wir das ein müssen. Google führt uns durch Paige – na dann müssen wir unbedingt am Antelope Canyon halten, der meistfotografierte Slot Canyon in USA. Also noch ein Touriprogramm ;). Um den Antelope Canyon anschauen zu können, muss man eine Tour buchen. Der Canyon liegt in einem Indianerreservat und diese haben sich die Rechte hier gesichert. Das ist eine „Gelddruckmaschiene“! Zu 1000enden werden hier die Touristen durch den Canyon geschleust umd die bekannten Fotos zu ergattern. Wir mittendrin! Und es ist wirklich ein besonderer Canyon! Schön, mal so etwas zu sehen, aber halt ein Massenspektakel!

Wir sind noch ein wenig früh, um direkt nach Kinsley durchzustarten, also, auf Wunsch von Heiko (Zitat: das will ich unbedingt sehen!!),ein „kleiner“ Umweg über Colorado zu den „Great Sanddunes“. Der Weg dorthin führt uns über die Rocky Mountains. Zum hiken leider noch zu früh, wir versinken fast im Schnee. Brrr! Und das, wo wir doch seit dem Start unserer Reise dem Winter entflohen sind! Wir fahren hoch und gleich wieder runter, ich geh sicherlich nicht raus bei dem Schnee. Mmh, ob wir wohl für Kanada früh genug dran sind um keinen Schnee zu haben?…

Wir erreichen die „Great Sanddunes“, wie der Name sagt, große Sanddünen. Es ist etwas unwirklich, da sie vor den schneebedeckten Bergen liegen. Aber es sind halt Sanddünnen. Wir steigen aus. Es gibt eine kleine Wanderung auf die Sanddüne. Bevor man diese aber erreicht, müsste man einen kleinen Fluss überqueren. Heiko zögert. Gerade sind die Schuhe wieder trocken. Er schaut auf die Sanddüne, schaut mich an, schaut den Fluss an. Dreht um und meint, er hätte genug gesehen. WHAT?!?! Na gut, netter Ausflug 😉 Wir sind wirklich weich geworden! Wir lachen uns halb schlapp über unsere Bequemlichkeit während wir zum Auto zurückgehen! Das wird hart, wenn wir mal wieder „ernsthaft“ wandern!

Also, jetzt aber wirklich nach Kinsley! Auf dem Weg halten wir an, weil soviele „Erdmännchen“ herumhüpfen. Wir nehmen uns die Zeit, die lustigen Kerlchen zu beobachten. Schön!

Kinsley und Winfield – Besuch meiner Gastfamilien nach 23 Jahren!

Jetzt geht es aber wirklich in die Mitte der Vereinigten Staaten: Nach Kansas! Man mag sich wundern, warum unsere Route durch Kansas führt, aber das hat natürlich seinen Hintergrund. 1996/1997 war ich ein Rotary Exchange Student in Kansas. Insofern wird das eine Reise in die Vergangenheit, Gelegenheit meine lieben Gastfamilien zu besuchen. Da es damals weder Facebook noch Email gab, hatte ich allen Kontakt verloren, bis ich sie in Facebook wiedergefunden habe. Natürlich bin ich aufgeregt und freue mich, alle wiederzusehen. Heiko freut sich auch, er hofft auf peinliche Geschichten, die meine Gasteltern ihm von mir als Teenager erzählen. Gibt natürlich keine ;)!!

Erster Stop: Kinsley (tatsächlich direkt mittig zwischen San Francisco und New York) um Kent Converse zu besuchen. Es war großartig ihn wiederzusehen. Einfach ein toller Mensch! Wir besuchen den lokalen Rotary Club und haben viel Spass mit alten und neuen Bekannten!

Rotary Club Kinsley – Homecoming after 23 years to “old” and “new” Rotarian friends

Dann geht es weiter nach Winfield. Oh, es ist so schön, nach 23 Jahren meine Gastfamilien zu treffen. Sie haben sich ein tolles Programm ausgesucht, viele der Punkte sind gemeinsame Essensevents und wir verbringen eine wunderbare Zeit! Der erste Besuch geht zu meiner alten Highschool. Alte Erinnerungen werden wach! Wir besuchen „Cow Town“ (ein open air Museum des Wilden Westens in Wichita), haben ein Fest auf Dorothys Ranch, eine mexikanische Gartenparty bei Betsy, ein Picknik auf dem lokalen Weingut mit Norma und Ned und unzählige Stunden mit Gelächter und Geschichten. Zu Heikos Enttäuschung und meiner Erleichterung kommen keine peinlichen Geschichten von mir zum Vorschein! Gibt es ja auch nicht! Wir schaffen es, uns einmal wenigstens ein wenig zu revanchieren, in dem wir meine Gastfamilien und weitere rotarische Freunde mit schwäbischen selbstgemachten Spätzle und Sauce (und natürlich einem guten Stück Fleisch) erfreuen können. Ich denke ich muss nicht erwähnen, dass Heiko hier der Koch war und meine Wenigkeit eher damit beschäftigt war, zu ratschen ;)! Es ist eine wunderbare Zeit mit unglaublich tollen Menschen und wir geniessen das Zusammensein immens!

Auf dem Weg um Winfield begegnen wir eine der unzähligen Schildkröten, die hier herumlaufen. Heiko möchte sie von der Strasse retten, die Schildkröte dankt ihm indem sie Wasser lässt. Unglaublich, wieviel Wasser so eine Schildkröte in sich hat…Was für ein Spass!!!

Natürlich dürfen wir beim Rotary Meeting präsentieren. Wie schön, nach 23 Jahren hier wieder auf der Bühne zu stehen! Lest hier über den Club und ihre Unterstützung für unser Projekt!

Rotary Club Winfield – an exciting and wonderful trip to the past visiting my old host club!

Aber, bevor wir nun wirklich das „Nest“ wieder verlassen und die Kansas Staatsgrenze überschreiten, machen wir noch einen letzten Stop in Derby. Alex als Super“man“:

Rotary Club Derby – welcoming, uncomplicated and generous – a great club!

2019-05-25T04:17:29+02:00