Mehr Höhenmeter, wirklich nette „Kiwis“ und eine Banane!

Tag 14: Te Anau bis Marova Campsite
Strecke: 30km plus ca. 45km trampen
Schlafplatz: Zelt

Nach 1,5 Tagen Pause in Te Anau sind wir wieder startklar. Einkäufe erledigt (viel zu viel), Blog veröffentlicht (danke für die vielen positiven Rückmeldungen!) und lecker Rib Eye vom Grill verzehrt, die nächste Etappe kann kommen!
Wir schlafen nochmal aus, das weiche, warme Bett will uns nicht loslassen. Ausserdem ist die Aussicht, die Zivilisation zu verlassen noch erschreckend. Bei einem ausgiebigen Frühstück der Plan: Die vorgeschlagene Etappe bis Kiwi Hut sind 30km – ja klar… nicht mit uns! Wir halbieren und steigen langsam in den Trail ein. Genau!
Nachdem das geklärt ist, laufen wir los. Erstmal muss man wieder 30km zum Trailbeginn trampen. Ist überhaupt kein Problem, das 2. Auto hält bereits an. Zwei junge Maori- Neuseeländer nehmen uns mit. Sie sind ein wenig verplant aber nette Jungs und schmeissen uns am richtigen Platz raus. An einer Kiesstrasse geht es entlang bis der Trail abbiegt. Ein Camper mit einem alten Ehepaar hält an und fragt ob wir mitwollen. Bevor Alex „yes“ sagen konnte hatte Heiko schon dankend abgelehnt?!? ??? Naja, gut dann halt laufen. Die Sonne scheint, der Weg ist einfach, alles ist gut.

Beim Abzweig des Weges überlegen wir. Ein entgegenkommender Hiker hat uns abgeraten. Er meinte, wir sollen gleich auf der Strasse bleiben, und ein Stückchen später zurück auf den Trail, da der Weg nicht schön wäre. Ok, so machen wir das. Noch ahnten wir nicht, dass uns diese Entscheidung zu einem 30km Tag führen würde. Wir laufen weiter auf dem Weg und kommen sehr gut voran. Als wir uns der Stelle nähern, die wieder eng am Trail ist und insofern fast am Etappenziel treffen wir einen Bauer. Wir fragen ihn, wie wir am besten wieder auf den Trail kommen. Er rät uns ab, da man direkt den Fluss crossen muss. Dieser wäre gerade sehr hoch und die Strömung stark, also nicht empfehlenswert. Seine Empfehlung: 12km die Strasse entlang, dann kann man über eine swinging bridge wieder über den Fluss und ist dann direkt am Endpunkt der Etappe. Da wir bis jetzt schon 18km gelaufen sind, ist die Begeisterung eher minim. Einen Fluss zu queren, von dem ein Einheimischer abrät ist aber keine Alternative, also weiter.

Wir kommen zwar gut voran, da es ein einfacher Weg ist, aber die Kilometer ziehen sich. Kein grandioser Ausblick, nur ein paar neugierige Kühe und ängstliche Schaafe, die uns ablenken. Irgendwann dann ein Weg, der von der Strasse führt. Das muss der Abzweig sein! Es steht kein Hinweisschild aber das hindert uns nicht, den Weg als richtig zu vermuten. Wir mobilisieren die letzten Reserven und laufen weiter. Mist!! Nach 500 Metern biegt der Weg ab und führt zu Gebäuden einer Farm. Sowas. Vielleicht wohnt da ja jemand, der uns entweder den Weg weist, oder noch besser, uns erlaubt auf seiner Wiese zu campen! Wir losen mit „schnick, schnack, schnuck“ wer die extra Meter laufen muss. 3:0, Heiko läuft los.

Niemand da, also zurück zur Strasse. Mittlerweilen tut uns alles so sehr weh, dass wir entscheiden zu trampen, falls ein Auto kommt. Tatsächlich kommen zwei Autos, aber keines hält an. Frustriert schleppen wir uns weiter. Easy Einstiegstag, hahaha.
Dann kommt tatsächlich der Abzweig zur Brücke und ein Auto. Ok, wenn er anhält, dann springen wir und fahren gleich zu Mavora Lake. Er hält! Zwei junge Canadier wollen auch zum lake. Happy End! Erschöpft kriechen wir ins Zelt. Den schönen Platz geniessen wir morgen!

Tag 15: Mavora Campsite bis Careys Hut
Strecke: 15km
Schlafplatz: Hütte

Nach dem anstrengendem Tag schlafen wir erstmal aus. Wir haben eine ruhige Nacht und geniessen am Morgen die fantastische Umgebung am See. Toll! die Sonne scheint, es geht aber ein kräftiger Wind. Plan: die 5km bis zum eigentlichen Trailendpunkt (von Tag 3) laufen und dann einfach nichts tun und den Tag geniessen (angeln, lesen, dösen, usw).

Rucksäcke auf und los gehts! Der Weg ist einfach, ist eher ein Spaziergang am See entlang. Wir kommen nach 1 Stunde an. Jetzt die Frage, Zelt aufstellen? Irgendwie sind wir nicht happy damit, nicht ausgelastet. Wir checken die Karte in 10km ist eine Hütte, ausserdem sieht es dort vielversprechend zum Angeln aus. Komm, da laufen wir noch hin! Der Weg am See entlang ist wunderschön, die Sicht auf den von Bergen eingerahmten See unglaublich schön!

Das Laufen wird wieder anstrengend, ist doch viel Gepäck (viel zu viel Essen). Wir kommen an traumhaften Plätzen vorbei, an denen man leicht ein Zelt aufstellen könnte, aber wenn das Ziel mal steht, dann wollen wir auch zur Hütte. Der Wind macht uns das Laufen schwer, da er orkanböenartig von vorne kommt, die Sonne brennt dafür, sodass man nicht auskühlt.
Da sehen wir schon die Hütte. Zeitgleich verschwindet die Sonne und dicke Wolken ziehen auf. Da wird die Hütte gleich noch verlockender!
Sie ist leer und wir geniessen den nachmittag. Heiko packt das erste Mal seine Angel aus, kommt aber schnell zurück, der Wind ist zu stark.
Übrigens ist der erste Ausrüstungsgegenstand nach nur 250km kaputt: Heikos Socke!

Tag 16: Careys Hut bis Boundary Hut
Strecke: 6km
Schlafplatz: Hütte

Wir sind sogar allein geblieben in der Hütte, toll! Heiko steht in der früh auf, er will sein Angelglück am nahegelegenem Fluss versuchen. Alex geniesst es liegenzubleiben und zu lesen. Gerade als ich aufgestanden bin, um Kaffee zu kochen, kommt Heiko schon zurück. Kein Glück! Zu windig! Wir beschliessen einen Spaziergang zur nächsten Hütte zu machen, vielleicht gibt es dort einen Angelspot. Schon auf dem Weg wird der Fluss inspiziert, aber noch keine Stelle für gut befunden. Wenigstens der Wind lässt nach bis er kurzzeitig ganz stoppt und die Sonne herauskommt. So schön. Noch ahnen wir nicht, dass das die Ruhe vor dem Sturm sein wird. Wir schlendern am FLuss entlang und geniessen die Umgebung.
Dann zieht es wieder zu und der Wind frischt auf. Gerade als wir die Hütte erreichen fängt es an zu schütten. Also, das ist mal timing! Wobei sich das mit dem Angeln damit erledigt hat. Wir sind unschlüssig, was wir tun, da es erst mittag ist. Wir entscheiden uns, den Regen abzuwarten.

Nach einer Stunde kommt ein Wanderer, pitschnass. Gleichzeitig zieht ein Sturm auf, der jeglichen Gedanken des Weiterlaufens im Keim erstickt. Gute Entscheidung, der Sturm hatte Unwetterwarnungen in der ganzen Region ausgelöst und führte zu starken Beschädigungen durch umstürzende Bäume. Gemütlich in unserer Hütte lassen wir den Sturm vorüberziehen, der bis in die Nacht hinein wütet.

Tag 17: Boundary Hut bis ca. 3km nach Taipo Hut
Strecke: 15km
Schlafplatz: Zelt

Brrr. Es ist schweinekalt am morgen. Man sieht seinen Atem in der Hütte und ein Blick nach draussen bestätigt die Kälte: Schnee auf den Bergen. Ich dachte, es ist Sommer! Was passiert, wenn wir in die Berge kommen? Naja, noch sind wir es ja noch nicht. Obwohl es auch beim laufen anfangs noch kalt ist, ist es wunderschön! Die Sonne kommt raus, strahlend blauer Himmel, wie eine Wiedergutmachung für den Sturm gestern.

Die Etappe beginnt über eine „swinging bridge“ und dann immer am Bergrücken entlang. Es ist traumhaft schön und man fühlt sich in „Herr der Ringe“ versetzt. Wir hätten uns nicht gewundert, wäre Frodo entgegengekommen und hätte uns mit einem fröhlichen „Hey“ begrüsst. Leider kommen keine Hobbits aber die Etappe ist wirklich surreal schön. Durch Tussock – das trocken nicht schlimm ist -, über Bäche, die man trockenen Fusses durch „Steine hüpfen“ überqueren kann, über weite Wiesen.

Dann kommt eine etwas schwerere Flussüberquerung, bei der das „Steine hüpfen“ eher einem „langsam und schwankend von rutschigen Stein zu rutschigen Stein balancierend“ wird. Puh, geschafft! Der nächste Fluss dagegen ist mit beiden Techniken nicht mehr querbar. Also durchlaufen. Gottseidank ist die Hütte nicht mehr weit und wir können dort das Wasser aus den Schuhen kippen und die Socken auswringen.

Nach ausgiebiger Pause entscheiden wir, nur noch ein paar Kilometer zu laufen, um uns einen schönen Wildcamp Platz zu suchen. Gesagt, getan. Traumhaft, Gefühl der absoluten Freiheit!

Tag 18: 3km nach Taipo Hut bis Car Park Greenstone
Strecke: 20km plus 90km Hitch
Schlafplatz: Bei Warren und Dawn

In der Nacht wird es wieder richtig kalt, wird wohl Winter hier! Morgens hat es dann 7 Grad, brrr. Das Aufstehen fällt uns schwer keiner will den warmen Schlafsack verlassen. Aber dann reissen wir uns doch los und starten mit unserer Morgenroutine. Ziel heute ist wildcampen zwischen Greenstone Hut und Car Park Greenstone. Von dort müssen wir dann irgendwie nach Queenstown. Wie? Keine Ahnung. Wird sich schon irgendwie finden. Die uns entgegenkommenden Hiker haben alle einen shuttle gebucht, aber das ist ohne Internet und Telefonverbindung schwierig. Wir werden sehen.

Der erste Teil des Weges ist wie am Vortag wunderschön am Bergrücken entlang. Dann ein Marker, der uns auf einen Weg führt. Danach sehen wir lange keinen Marker, komisch. Die Karte klärt es auf, anscheinend verlief der Trail mal hier, aber er wurde verlegt. Der Marker, der uns in die Irre führte wurde wohl vergessen. Mmh, egal, nach 5km kreuzen sich die Wege. Es stellt sich heraus, dass dieser Teil des Weges ein Part der systematischen Desensibilisierung für meine Schlammphobie ist. Schlamm, wohin das Auge reicht (vielleicht wurde der Trail deswegen verlegt?). Nach einiger Zeit zeigt die Therapie Wirkung und ich kann Ekelgeräusche bei Kontakt und leichtem Einsinken unterdrücken. Nur wenn ein unvorsichtiger Tritt einen bis über den Knöchel und die Gamaschen einsinken lässt, sodass kaltes Schlammwasser in den Schuh fliesst, entwischt mir ein Geräusch des Ekels. Aber ich finde, das ist schon ein guter Fortschritt 😉

Nachdem wir wieder auf dem Weg sind, wird der Matsch auch weniger und wir erreichen nach einem kurzen Waldstück die wunderschöne Hütte Greenstone Hut. Dort geniessen wir eine Mittagspause und ein Gespräch mit zwei Schweizer, die den TA Sobo laufen. Sie sprechen uns auf unseren Rotary Aufnäher an und wir sprechen über Haiti und unser Projekt. Kurze Erklärung: Hiker, die den Te Araroa (TA) von Norden nach Süden laufen nennt man Sobo (south bound). Wir sind also Nobos, kling doch irgendwie netter ?.
Die wunderschöne Hütte verleitet uns fast dortzubleiben, aber es ist erst früher nachmittag, sodass wir uns wieder aufmachen.

Camp Möglichkeiten sind rar, sodass wir uns immer mehr dem Carpark nähern. Und dann sind wir da. Und jetzt? Es stehen noch Autos auf dem Parkplatz, aber es ist unklar, ob die Besitzer zurückkommen oder eine Mehrtageswanderung machen. Also fraglich, ob uns heute noch jemand ein Stück weit Richtung Zivilisation bringt. Wir entschliessen uns, ca. 30 Minuten zu warten und dann irgendwo einen Zeltplatz zu suchen. Heiko läuft ein Stück des Weges zurück – er will Fische schauen- und kommt tatsächlich mit einem Ehepaar zurück. Juhuuu!

Die beiden sind heute 60km gewandert (s e c h z i g Kilometer!!!) und wohnen in Wanaka, fahren in Queenstown vorbei. Wow, grandios! Wir plaudern über die zahlreichen Reisen, die die beiden gemacht haben, über den TA und über hiking4haiti und vertreiben uns so die ca. 90km. Wir lassen uns im Zentrum absetzen. Mmh, und jetzt?

Uns fällt Warren ein, der uns spontan eingeladen hatte. Ob das wohl ernst gemeint war? Wir schreiben eine SMS – so hat er die Möglichkeit, ggf. einfach nicht zu antworten. Er antwortet aber sofort, wir sollen uns melden, wenn wir in Queenstown sind. Wir rufen an: äh, wir sind bereits da. Kurzes Zögern, dann fragt er seine Frau im Hintergrund (eher rhetorisch) und sagt dann: wo seid ihr, ich hol euch ab. Wow! Nach wenigen Minuten ist er da und fährt uns zu sich nach Hause. Ein Haus mit wunderschöner Lage am See. Seine Tochter räumt ihr Zimmer und schläft trotz all unserer Proteste im Zelt sodass wir in ihrem Zimmer nächtigen können. Warren und seine Frau Dawn sind unglaublich freundlich. Wir plaudern bei einem Glas Wein während unsere Wäsche wäscht. Was für eine Gastfreundschaft! Morgens sogar Kaffee ans Bett. Wow, wir sind absolut geplättet von soviel Herzlichkeit, geniessen die tolle Atmosphäre bei dieser Familie und werden nach einer erholsamen Nacht, einem tollem Frühstück frisch gestriegelt und gebügelt zum Supermarkt gefahren. Ihr seid spitze, danke Euch liebe Dawn, lieber Warren und natürlich liebe Ruby für das Zimmer!

Wir füllen unsere Vorräte auf und bleiben noch eine Nacht auf dem Campingplatz um morgens früh zu starten. Nicht zu vergessen den Zwischenstopp im Cafe mit leckerem Nutella Krapfen!

Tag 20: Queenstown bis Arrowtown
Strecke: 23km
Schlafplatz: Zelt

Der Trail bleibt heute den ganzen Tag in der Zivilisation, führt über Wanderwege von einem zum nächsten Städtchen. Insofern ist er einfach und teilweise eher langweilig. Genug Zeit die Bauweise näher zu betrachten. Als alte Berufskrankheit analysiere ich das Potential für die besten Dachfenster (natürlich von Roto). Hier, zumindest was ich bisher von der Südinsel gesehen habe würde ich sagen: nicht lohnend. Einstöckige Häuser zwar mit schrägem Dach (Blech), aber ca. 95% ohne Öffnung im Dach. Die Gespräche mit den Kiwis bestätigen: die Schräge wird nicht genutzt, wenn dann nur als Stauraum, aber meistens gar nicht. Wenn man eine Öffnung sieht, dann eine ungedämmte Luke. Also nichts mit dem nebenbei verkaufen von massenhaft Dachfenstern. Schade.

Der Weg führt vom Fluss an den See „Hayes“. Eine kleine wohlverdiente Pause in der wir ein paar Kinder von der Schaukel verscheuchen (natürlich nicht, wobei sie schon etwas verwundert waren, dass ein Erwachsener da hinauf klettert).

Danach über einen Hügel und dann immer am wunderschön angelegten Golfplatz Arrowtown vorbei. Schliesslich kommen wir in das frühere Goldgräberstädtchen, in dem es von Touristen nur so wimmelt.
Wir mieten uns auf dem Campingplatz ein, nicht so mein Ding. Prompt haben wir auch eine chinesische Grossfamilie neben uns, die nicht nur sehr laut ist, sondern sich auch auf allen Gemeinschaftsplätzen so ausbreitet als wären sie die einzigen Gäste. Aber morgen geht es ja wieder in die Pampa, das erste Mal in alpines Gelände. Da kommt uns die vorhergesagte Hitzeperiode gerade recht!

Tag 21: Arrowtown bis Macetown
Strecke: 13km
Schlafplatz: Zelt

Die ganze Nacht schüttet es wie aus Kübeln. Vorteil daran ist, dass unsere chinesischen Zeltnachbarn vertrieben werden. Nachteil natürlich das Zelt und Banner nass sind. A propos Banner. Die erste neuseeländische Spende ist eingegangen! Bruce und Viv, unsere Retter, die uns nach Queenstown mitgenommen haben, hatten uns nochmals angeschrieben und uns in Wanaka zu Ihnen nach Hause eingeladen. Leider kommen wir einen Tag zu spät, sodass die zwei unterwegs sind. Darüber hinaus haben sie gespendet. Toll, vielen Dank!!!

Der Weg führt uns gleich steil nach oben auf den „Big Hill“, 1060m, puh, 2,5h Aufstieg. Dafür ist die Sicht während des Aufstiegs und am Gipfel phänomenal. Der Abstieg geht viel schneller und wir gelangen an den Fluss. Heiko wechselt die Schuhe, ich lauf gleich durch. Grosse Verwunderung von Heiko, aber wie er gleich richtig vermutet hat mir die Karte verraten, dass wir da heut noch ein paarmal durchmüssen. Lohnt also nicht,

Der Weg geht wunderschön durch Rittersporn, Wildblumen, Gräser, unterbrochen von kleinen Flussquerungen. Plötzlich bleibt Heiko stehen. Ahhh, essbare Dinge. Diesmal sind es erst Stachelbeeren, dann noch Himbeeren. Da greifen wir beide zu. Lecker! Wir haben eh Zeit, für ein Weiterlaufen bis zur Hütte ist es zu spät, also ist unser Ziel Macetown. Anders als der Name vermuten lässt, ist es keine Stadt sondern ein ehemaliges Goldgräbernest. Davon stehen noch wenige Ruinen. Und eine schöne Zeltmöglichkeit, die wir nutzen.

Heiko wirft noch die Angel aus, Petri Heil.
Petri mag nicht, dann gefriergetrocknete Spaghetti Bolognaise!

Tag 22: Macetown to Roses Hut
Strecke 10 km
Schlafplatz: Hütte

Bevor wir versuchen wollen, eine Hütte zu springen, haben wir eine kilometertechnisch kurze Etappe, stundenmässig mit 6 Stunden aber auch nicht geschenkt. Der Weg geht direkt am Fluss entlang mit unzähligen Crossings. Das ist also der Tag der systematischen Desensibilisierung der Fluss-Querungs-Phobie. Es ist eine wunderschöne Strecke. Ein Stück weit begleitet uns ein 4×4 – Trail, ich denke der Traum eines jeden SUV Fans hier durch die Flüsse zu fahren.

Wir crossen ca. 20 mal den Fluss. Meistens ist es einfach, dann kommt eine sehr anspruchsvolle Stelle. Wir laufen im Fluss, da es rechts und links steil die Böschung hinaufgeht. Die Strömung zieht uns schier die Füsse weg. Wir haben ein paar Stellen, die uns etwas Sorgen machen, also entscheiden wir doch die Böschung hinaufzuklettern um kein Risiko einzugehen. Das hätten wir mal lieber bleiben lassen, denke das war das gefährlichste was wir bislang hatten. Es gibt keinen Weg, die Vegetation besteht hauptsächlich aus Dornbüschen. Nach einer 1/2 h sehen wir ein, dass das eine dumme Idee war. Um zurück zum Fluss zu kommen müssen wir das ganze Stück wieder zurück, puh. Komplett zerkratzt kommen wir wieder ins Flussbett. Als wir endlich wieder im Fluss sind, sind wir froh, die Stromschnellen sehen gleich weniger bedrohlich aus.

Der Weg kreuzt den Bach noch ein paarmal, dann lassen wir ihn hinter uns. Ein langer Aufstieg auf 1270 Meter liegt vor uns. Puh, das zieht Energie.
Abwärts geht es viel schneller und wir gelangen rasch an die Hütte. Die Hütte füllt sich schnell mit Sobos, bis sie komplett voll ist. Morgen schwerer Tag, also früh in die Heia?

Tag 23: Roses Hut bis Fern Burn Hut
Strecke: 17km, 1800 Höhenmeter rauf und wieder runter
Schlafplatz: Hütte

5.45 Uhr, raus aus den Federn! Heute wollen wir eine Hütte springen. Viele entgegenkommende Wanderer haben diese Etappe als „very challenging“ beschrieben, aber jetzt haben wir uns das vorgenommen, die Etappe zu verlängern. Jetzt ziehen wir das durch!
Um 6.30, ohne Kaffee und Frühstück sind wir unterwegs. Der erste Berg beginnt hinter der Hütte. Die Sonne geht auf und färbt die Wolken rosa. Zwischen dem ersten Gipfel und uns liegen 500 Höhenmeter. Der Weg ist steil, teilweise nur kletterbar. Man kann nichts tun als einen Fuss vor den anderen zu setzen. Langsam, Schritt für Schritt. Die Gedanken wandern.
Ich denke über Führung, Motivation, meine zurückgelassene Arbeit, Team, Kollegen nach. Das hilft um den direkten Schmerz nicht zu spüren und immer weiter einen Schritt vor den anderen zu setzen. Dann erreichen wir den ersten Gipfel, erstmal Kaffee und Frühstück!!

Die gleiche Anzahl Höhenmeter geht es jetzt wieder runter. Hier kann man die Gedanken nicht schweifen lassen, erfordert der z.T. Fussbreite Weg doch hohe Konzentration um nicht abzurutschen. Unten angekommen geht es über einen Bach, bevor es wieder nach oben geht. Wir nutzen die Gelegenheit um uns kurz den Schweiss abzuwaschen. Da finde ich eine Banane! Muss wohl einem Wanderer aus dem Rucksack gefallen sein. Wir freuen uns! The trail provides!

Den zweiten, wiederum 500 Höhenmeter grossen Anstieg nutze ich um zu überlegen, wie wir die Banane verspeisen. Pur, im Müsli, im Wrap, mit Schokolade, gekocht, roh… Der Aufstieg ist lang, die Vorfreude auf die Leckerei steigt. Als Favorit gewinnt Wrap mit Banane und M&M Schokolade. Lecker! 2 von 3,5 Gipfel sind geschafft!! Nach dem 2. Abstieg kommen wir zur Hütte und machen ausgiebig Pause. Wir ernten bewundernde Blick von zwei Jungs, die am morgen von unserem Ziel gestartet sind und nicht mehr weiterlaufen. Fühlt sich toll an!

Direkt nach der Pause geht es 300 Höhenmeter rauf und wieder runter. Dieser Anstieg raubt Energie, da man weiss, dass der schwierigste Anstieg noch vor uns liegt. Aber dann ist der letzte Anstieg da, wieder gut 500 Höhenmeter. Diesmal lenke ich mich mit dem Gedicht „Die Bürgschaft“ von Schiller ab, dass ich auswendiglerne, alle paar Tage eine neue Strophe. Die Vögel verstummen verschreckt als ich die ersten 6 Strophen rezitiere. Wenn jemand meine Rezitierkunst erleben möchte, gebt mir eine Rückmeldung via Email oder FB Kommentar und ich werde euch via Video teilhaben lassen!
Wir beissen durch bis zum Gipfel. Puh! Dann geht es die letzten Höhenmeter wieder hinunter. Sehr müde aber auch sehr zufrieden kommen wir in der Hütte an.

Müde bin ich, geh zur Ruh!

Tag 24, 25 (Ruhetag): Fern Burn Hut bis Wanaka
Strecke: 30km
Schlafplatz: Bett im Motel

Nach den gestrigen Anstrengungen mit Höhenmetern steht uns die nächste Challenge bevor: Relativ flach, aber dafür 30 Kilometer. Wir starten wieder um 6.30 Uhr, bringen die ersten Kilometer hinter uns, bevor wir frühstücken. Diese besagten Kilometer ziehen sich sehr, immer wieder runter – man kann sagen „klettern“ – Bächle überqueren, und dann wieder rauf. Oder steckt uns ggf. noch der gestrige Tag in den Knochen? Nach Frühstück und Kaffee wird der Weg einfacher und wir kommen gut voran. Erst im Wald, dann am Fluss entlang, schliesslich kommen wir zum „Lake Wanaka“. An dessen Ufer wandern wir 15 km bis in die Stadt.

Unterbrochen von einer ausgiebigen Mittagspause am perfekten Spot. Wir nehmen ein erfrischendes Bad (ist Nacktbaden in Neuseeland verboten?!?) und geniessen den See. Wir nutzen die Zivilisationsnähe um via Internet eine Unterkunft zu buchen. Das ist unsere Belohnung, die wir uns versprochen hatten, wenn wir die zwei harten Tag durchziehen. Das haben wir uns verdient!!

Die letzten Kilometer am See sind schön und einfach. Leider klaut der Wind mir mein Buff (mein Lieblingsbuff, hatte Coco mir geschenkt). Wenigstens habe ich noch eins dabei.

Wir kommen im Motel an und freuen uns nach ausgiebiger Wäsche von uns und all unseren Klamotten (Eine ganze Waschmaschienenladung 😉 ) über den perfekten Burger samt Bier. Morgen nehmen wir uns Zeit, die Vorräte wieder aufzufüllen bevor es auf zur nächsten Etappe geht!

Vergesst nicht, uns zu helfen, unser Projekt voranzutreiben, jede Unterstützung zählt!! Wir haben auch noch Whiskey 😉

Und gerne wieder soviele tolle Reaktionen! Jede hat uns sehr gefreut! Wie geschrieben, wenn jemand eine Interpretation der „Bürgschaft“ sehen will, bitte via Email oder als Kommentar auf Facebook. Vielleicht widme ich euch dann auch eine Strophe?!

2019-01-31T23:49:10+01:00