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Letzte Vorbereitungen – oder Sightseeing mit Tom!

Voller Eindrücke und Freude über unsere Zeit auf Haiti besteigen wir das Flugzeug Richtung St. John`s, Neufundland, Kanada. Seht hier nochmal eine kurze Zusammenfassung / Fazit unseres Haitibesuchs:

Fazit unseres Besuchs auf Haiti

Wir haben nun 56 Tage Zeit, Neufundland zu erkunden und wollen wieder ein paar Wanderkilometer „loggen“. Wir freuen uns!! Allererster Task: neues Iphone kaufen. Puh, wieder online! ? Dann besuchen wir einen der ansässigen Rotary Clubs in St. Johns. Mit Gründungsjahr in 1921 ist es der älteste der 7 Clubs. Wir erhalten 5 Minuten Zeit uns und unsere Projekt vorzustellen, die wir natürlich gerne nützen. Unsere Visitenkarten sind begehrt, auch der Zuspruch ist riesig. Viele versprechen über die Homepage unser Projekt zu unterstützen. Wir freuen uns und sind gespannt. In jedem Fall geniessen wir das Meeting, plaudern mit den rotarischen Freunden und lernen unter anderem, Tom kennen. Spontan bietet er uns an, uns am nächsten Tag St. Johns und Umgebung zu zeugen. Wow, da sagen wir natürlich nicht nein und freuen uns riesig! Kurz kommen noch Zweifel auf, wir wollten eigentlich den Trail planen, ach, das bekommen wir auch so hin! So eine tolles Angebot schlagen wir nicht aus, der Rest fügt sich schon von alleine. Tom holt uns, wie versprochen, morgens ab und los geht es. Erster Stop: Cape Spear. Tolle Aussicht! Wir schauen den alten und neuen Leuchtturm an und geniessen den Blick aufs Meer. 7-0 Wale tummeln sich da, Wahnsinn! Guter Auftakt! Wir nehmen uns Zeit das Auf- und Abtauchen der großen Säuger anzuschauen. Wann sieht man sowas denn. Grandios! Dann geht es weiter, Petty Harbour, ein kleines Fischerdorf. Hier gibt es ein tolles Lokal für Fish&Chips, vorgemerkt für unser Mittagsessen. Wir besuchen Torbay und Flatrock – alles Gemeinden, die wir später dann auf dem East Coast Trail wiedersehen werden – und kommen dann zurück zu einem grandiosen Mittagessen in Petty Harbour. Tom hilft uns danach noch mit organisatorischen Dingen, wie z.B. eine neue Prepaid Karte und ist dann noch so lieb, unseren Rucksack mit Laptop sicher zu verfahren, bis wir den East Coast Trail erwandert haben. Was für ein wunderbarer Mensch, danke Tom für diesen tollen Tag!

Tag 1: Portugal Cove bis 4km hinter Bauline, ca. 19km

Über Facebook haben wir eine nette Neufundländerin gefunden, die uns in der früh, einfach so, zum Trailhead nach Portugal Cove fährt. Wir sind begeistert von der erlebten Herzlichkeit und Gastfreundschaft der Neufundländer! Wir nutzen die 20 minütige Fahrt um mit Kelsie zu quatschen und uns so oft möglich ob ihrer Nettigkeit zu bedanken. Da sie uns vor der Arbeit gefahren hat, konnten wir nicht vorher frühstücken. Unsere Hoffnung lag auf einem kleinen Cafe in Portugal Cove, aber, neee, da gibt es nichts, das offen hat. Also laufen wir „nüchtern“ los. Der Blick auf die Küste ist atemberaubend. Das Wetter ist gut. Man hat uns erzählt, dass es nur etwa 3 gute Wochen auf Neufundland an der Ostküste gibt. Ohha,….und, dass man an einem Tag, alle 4 Jahreszeiten erleben kann. Ohje. Innerlich wappnen wir uns auf trübes Wetter, aber erstmal strahlt die Sonne, toll!

Die ersten zwei Etappen vom ECT (East Coast Trail) sind noch nicht komplett fertig, es gibt auch nur eine vorläufige Karte. Unsere Fahrerin meinte auch, dass sie noch ein wenig „rough“ sind. Ok, mal sehen. Gleich zu Beginn geht es steil nach oben. Aber – haltet euch fest – mit Treppe! Das ist ja Luxus! Danach führen Bohlen über schlammige Stellen. Na, wenn das „rough“ ist, dann wird das ja ein komfortabler Trail. Hut ab vor der ECT Commission, die hier hervorragende Arbeit leistet!

Das erste Mal, seit dem Ende des Te Araroa in Neuseeland (März!) haben wir wieder alles Gepäck dabei. Puh, anstrengend! Wir sind unvorbereitet wie nie: wenig Snacks, kein Müsli, keine Nüsse. Aber – alles gut – Schokolade und Rum sind mit dabei! „Kein Whiskey??“ werdet ihr jetzt denken. Ja, wenn man schon auf einer Karibischen Insel war, dann muss es natürlich mal Rum sein. Ein haitianischer Rum, schön im Fass gelagert, wir freuen uns schon drauf. Man muss ja auch mal Dinge verändern…Bzgl. der fehlenden Snacks reden wir uns ein, dass wir das einfach im ersten Dörfchen alles kaufen. Nach ein paar Kilometern packen wir erstmal den Kocher aus und gönnen uns einen Kaffee! Wurde Zeit! Grätzlevel ist rasant nach oben gestiegen. Ein Müsliriegel dazu, traumhafte Aussicht – so einfach kann man Alex wieder glücklich und friedlich machen! Der Weg führt uns durch kleine Wäldchen und über weite Flächen immer an der Küste entlagn. Anders als man ich bei dem Gedanken an Küstenwanderung gedacht habe, nicht flach, sondern ständig auf- und ab. In unserer Wahrnehmung ging es kein einziges Stück geradeaus. Uff. Insgesamt 800 Höhenmeter. Mein Knie ist nicht begeistert und fängt an zu protestieren. Mist. Ich ignoriere es, hilft ja nichts. Das Auf- und Ab führt zu einem langsamen Vorankommen, aber wir haben ja kein festes Ziel, also, kein Stress! Nach einem dürftigen Mittagessen – gottseidank kommt gleich das Städtchen – und einem spektakulärem steilen Abstieg erreichen wir die paar Häuser. Ohje, das ist ja gar nichts! Ein Mann steht gerade vor seinem Haus und bestätigt, was wir befürchtet haben: kein Cafe, kein Supermarkt, keine Tankstelle. Niente. Naja gut, also ohne einkaufen weiter. Nach der nächsten Wasserquelle suchen wir ernsthaft nach einem Schlafplatz. Gar nicht einfach, ist sehr steil. Aber dann werden wir doch fündig. Wo ein Wille, da ein Zeltplatz – oder so ähnlich! Unser neues Zelt ist zwar viel leichter, aber sieht doch sehr filigran aus – ob das wohl hält? Wir werden sehen! Schoki und Rum – wir kommen!

Tag 2: Hinter Bauline bis Anvil Head, ca. 19km

Die erste Nacht im Zelt ist wunderbar. Alles bleibt trocken und wir schlafen prächtig. War doch anstrengend. Müsli haben wir ja keines, also muss ein Müsliriegel herhalten. Gar nicht so schlecht, und auch viel leichter. Das wichtigst haben wir, nämlich Kaffee. Gestärkt laufen wir los. Die ersten Höhenmeter der heute wiederum ca. 800 strengen uns ziemlich an. Auch mein Knie meldet sich beim anschliessenden Ab lauthals zu Wort. Sind wohl ein wenig außer Form… Zähne zusammenbeissen und durch! Der Weg ist abwechslungsreich einsam und wunderschön. Er erinnert ein wenig an Grönland, auch die Temperatur ist ähnlich. Es ist bewölkt, aber trocken. Hat man einen Gipfel erklommen, so weht ein kalter Wind. So oft wie heute habe ich noch nie eine Jacke an- und wieder ausgezogen. Die An- und Ausziehpausen geben uns aber Gelegenheit, die Aussicht zu genießen. Der Trail ist zeitweise tatsächlich sehr anspruchsvoll, da nicht fertig ausgebaut. Wir überqueren Matschstrecken, kleine Seen, klettern über oder unter herabgestürzte Bäume, so bleiben wir warm! Immer wieder geht es steil bergauf und dann wieder herunter. Bei einem dieser Abstiege mit Blick auf das Meer sehen wir wieder Wale. Man hört sie sogar prusten!! Wie geil ist das denn? Es ist einfach unglaublich schön! Im Matsch finden wir auch Elch Spuren – das ist mal ein positiver Aspekt vom Matsch! Der dazugehörige Elch versteckt sich leider. Schade! Mittags machen wir uns ein Nudelsüppchen in Ermangelung unserer geliebten Thunfisch Wraps. Essenstechnisch sind wir wirklich nicht gut ausgerüstet. Aber durch die viele Fahrerei in der USA haben wir uns ein wenig Reserve angegessen, schadet also nicht! ? Solange Rum und Schokolade nicht ausgeht ist alles gut!

Den ganzen Tag sehen wir niemanden, nur ganz zum Schluss kommen uns zwei Gruppen von Etappenwanderern entgegen. Toll, bislang ein Trail ganz nach unserem Geschmack! Es beginnt zu regnen, pfui. Genug für heute! Wir suchen uns ein Plätzchen und schaffen es ins Zelt bevor es richtig regnet. Sehr gut. Aber halt – wer geht jetzt raus und kocht Abendessen? Dreimal dürft ihr raten ?! Der liebe Heiko natürlich. Wir haben heute sogar Nachtisch. Schokoladen-cheesecake. Einfach kaltes Wasser dazugeben und fertig. Gar nicht mal so schlecht! Gute Nacht!

Tag 3: Anvil Head bis Flatrock, ca. 21km

Die ganze Nacht regnet es, pfui. Und, der Platz war doch ein wenig schief. Ich meine: Das Kissen rutscht nach unten wenn man es nicht festhält – schief. Naja, nicht perfekt, aber wir schlafen trotzdem. Morgens raus ist dagegen eine Disziplinfrage. Stellt euch das vor: man liegt im warmen Schlafsack, der Regen trommelt aufs Zelt. Man weiss, dass es draussen kalt und nass ist und man trotzdem raus muss. BRRR! Hilft ja nix. Kaffee gibt es im Zelt und dann eingepackt. Außer einem trockenen Fleck ist es, als wären wir nie dagewesen. Wir laufen los. Während ich es nicht so schlimm finde, da jetzt alles verpackt ist und – vor allem – ich gerade keine Knieschmerzen habe, grummelt Heiko vor sich hin. Der Regen hört auf. Und während Heikos Laune steigt, sinkt meine. Das nächste Stück ist dicht bewachsen. Das bedeutet, minutenschnell bin ich bis auf die Haut durchnässt. Während in meinen Schuhe das Wasser schwappt, hat Heiko noch trockene Füsse. Eindeutig die bessere Schuhwahl! Naja, bald kommen wir ja nach Pouch Cove. Auf der Karte sieht es so aus, als ob es ein paar Häuser wären. Es sind sogar drei Kirchen eingezeichnet, na, da wird es ja sicher ein Cafe geben! Toll! Im Geiste zeihe ich schon Schuhe und Socken aus und trockne mich. Sehr schöne Vorstellung! Nach zwei Stunden erreichen wir – pitschnass – das Örtchen. Eine vorbeieilende Frau fragen wir gleich nach einem Cafe und Supermarkt. Kurzes Stirnrunzeln, dann entschiedenes Kopfschütteln. Sie erklärt uns, dass es mal ein Cafe gab und zeigt uns die Richtung, wo es war. Das kann uns jetzt nicht begeistern…Aber es gibt einen Hoffnungsschimmer: Im kleinen Lebensmittelladen könnte es Kaffee geben. Nix wie hin! Es ist ein kleiner „Tante Emma Laden“. Lebensmittel, ein paar Werkzeuge, alles was man braucht. Und tatsächlich eine Kaffeemaschiene! Nass wie wir sind, geniessen wir zwei Kaffee. Im stehen wohlgemerkt. Nix mit Schuhe und Socken trocknen. Aber trotzdem sind wir dankbar, dass wir aus dem Regen und Wind sind und etwas warmes trinken können. Also weiter. Nass sind wir immer noch, aber es regnet nicht mehr.

Der Weg ist atemberaubend schön. Schroffe Felsen, glasklares Meer, weite grüne Wiesen. Immer wieder bleiben wir stehen und genießen die Sicht. Ein Adler zieht seine Kreise. WOW!  Immer wieder werden wir beim Blick aufs Meer mit Walen belohnt. Einer zeigt uns seine Flosse, unglaublich! Natürlich war der Foto wieder nicht parat! Am nachmittag macht sich dann die fehlende Pause bemerkbar. Das Knie schmerzt, die Füsse sind immer noch nass, kalt, bäh. Als ich meinen absoluten Tiefpunkt erreicht habe, wird es ein wenig wärmer. Dann sehe ich plötzlich meinen Schatten, uiii, die Sonne kommt raus! Und als sie sich tatsächlich einen blauen Fleck am Himmel erkämpft hat, kommen wir an eine Brüc über einem Fluss, der als Wasserfall ins Meer stürtzt. Mit einem Schlag sind wieder alle negativen Gedanken vergessen und wir erfreuen uns an der Natur. Wir rasten ausgiebig, genießen die Sonnenstrahlen, die die nackten – trockenen – Füsse kitzeln. Was für ein Leben!!

Weiter geht es, immer an der Steilküste entlang. Wunderschön. Eine besonders schöne Stelle lässt uns innehalten. Sollen wir hier gleich unser Zelt aufschlagen? Aber ein Blick auf die Karte und die schwindenden Vorräte lässt uns doch weiterlaufen. Langsam wird es wieder mühsam! Unser selbstgestecktes Ziel rückt im Schneckentempo näher und wieder heisst es „beissen“ als es steil nach oben und dann wieder steil auf Meereshöhe geht. Unser Zeltplatz liegt wunderschön am Meer, aber relativ nah zum ersten Häuschen des Ortes Flatrock. Egal, hier bleiben wir! Während ich im Zelt „neste“, kocht Heiko mit Blick auf Meer. Plötzlich ein Ausruf: Wale! Als ich dazukomme ist Heiko noch ganz „geplättet“: Direkt vor ihm sind plötzlich Fische gesprungen, gefolgt von einem Wal, der diese mit aufgerissenem Maul verschlingt. Wahnsinn!! Eh klar, dass ich mich nicht mehr wegbewege und wie gebannt auf die Wale schaue. Der Wal lässt mich ein wenig warten, aber während wir essen, gönnt er uns beiden nochmal das Schauspiel. Wie schön!!

Tag 4: Flatrock bis „Irgendwo“, ca. 16,5km plus 5 km Fahrt

Wir wachen zu strahlendem Sonnenschein auf. So muss das sein! Während die Sonne unsere vom Tau nasses Zelt trocknet, trinken wir einen Kaffee mit Blick auf das Meer. Immer wieder prustet ein Wal und taucht auf, um Luft zu holen. Das perfekte Frühstück! Wir laufen los, erstmal durch den nahegelegenen Ort Flatrock. Ein Cafe sehen wir nicht, wär auch ein wenig zu früh für eine Pause. Wir überqueren eine kleine Landzunge und genießen die Aussicht bei schönem Wetter. Nach ca. 6 km treffen wir ein Pärchen aus North Carolina, USA. Wir unterhalten uns nett, sie sind der Hitze entflohen. Sie meint, sie hätte von hiking4haiti in einem Magazin gelesen. Echt? Wär ja lustig. Oder gibt es noch zwei andere Verrückte, die das gleiche tun? Egal, weiter nach Torbay. Das sieht jetzt wirklich etwas größer aus. Hätten schon Lust auf ein richtiges Mittagessen! Kurz vor Torbay treffen wir einen Einheimischen, der mit seiner Tochter spazieren geht. Bislang haben wir noch keinen Hiker gesehen, der den gesamten Trail läuft, verrückt, obwohl das so ein schöner Trail ist! Wir fragen ihn, ob es eine Bar gibt, wo wir zu Mittag essen können. Jup, da haben wir Glück! Er kann sie uns von der Ferne zeigen, perfekt! Wir fragen noch, ob das Essen gut ist. Das kann er nicht beantworten, er war noch nie da. Also nochmal: Ein Ort mit 1 Bar und der junge Mann in unserem Alter (ca. 40), der seit über 10 Jahren dort wohnt, war noch nie da. Verrückt! Dank seiner Beschreibung finden wir die Bar, hat aber leider noch zu. Wahrscheinlich besser so, denken wir, als wir lesen, dass es von 12.00 – 18.00 Uhr „happy hour“ gibt: Zwei Bier zum Preis für eines. Es ist 11.30. Als gebürtige Bayern (also Biertrinker) und zugezogene Schwaben (also erfreut, wenn sie Geld sparen können) wären wir ansonsten wohl noch jetzt in dieser Bar…;)

Daneben ist ein neuseeländisches Fast Food Restaurant mit Fokus auf fried chicken. Auch gut! Wir sind hungrig!!! Nach den leckeren Hähnchenteilen geht es irgendwie sehr viel langsamer voran. Aus der Stadt raus, erstmal wieder an die Küste. Da hat doch tatsächlich jemand für die Wanderer zwei schone Stühle platziert. Toll. Für Pause ist es noch zu früh, aber Probe sitzen geht natürlich immer! Danach folgt ein Stück das als „undeveloped“ beschrieben ist. Wir erwarten große Hindernisse. Aber ausser einer Flussüberquerung, die man mit etwas Geschick (was wir natürlich besitzen) trockenen Fusses wandern kann, sehen wir nichts. Das war easy! Dieser Trail endet an einem Strandstück. Es ist gerade die Zeit im Jahr in dem die „capelin“ (zu Deutsch: Lodde oder Kapelan) zum laichen in die flachen und wärmeren Küstengewässer kommen. Viele tausende der Fische schaffen es nicht mehr zurück und werden an den Strand gespült. Die Neufundländern lieben anscheinend diese Fische, die man am Stück frittiert oder salztrocknet und dann verzehrt. Wahrscheinlich ist das auch der Grund für die vielen Wale, die wir sehen. Macht Sinn, dass auch die Wale diese kleinen Fischlein lieben. Toll, was für ein Glück, dass wir gerade diese paar Wochen erwischt haben, wo das Phänomen auftritt! Wir kommen an das Strandstück und schauen uns die Fischle an. Würden jetzt schon gerne welche probieren…

Um zum nächsten Trailstück zu kommen, muss man 5km an der Strasse wandern. Wir haben Glück, das erste Auto hält. Es ist eine gebürtige Russin, die seit 20 Jahren auf Neufundland lebt und uns bis zum Traileinstieg fährt. Toll, so nett!! Weiter geht es, erst im Wald über Planken, später wieder an der Küste. Die laut Karte letzte Wasserquelle sieht etwas brack aus. In Heikos Flasche sieht es aus, als ob es Eistee wäre. Naja, ist nur im Kopf, da es dank Filterung natürlich ungefährlich ist. Augen zu und trinken! Wir wandern noch ein Stück und finden einen ebenen Zeltplatz. Hier bleiben wir. Nach drei langen Tagen, haben wir uns den frühen Feierabend verdient. Das Zelt steht und es beginnt zu regnen. Gutes Timing! Wir haben ja gut zu Mittag gegessen, da bleibt die Küche heute eh kalt! Den ganzen restlichen Nachmittag, Abend und weit in die Nacht hinein trommelt der Regen auf das Zelt. Aber es bleibt dicht! Sehr gut!

Tag 5: Irgendwo – Quidi vidi – St. Johns, ca. 15 km

Die ganze Nacht regnet es, aber morgens weckt uns die Sonee, gutes Timing! Das Zelt trocknet nicht mehr, aber wir kommen ja heute nach St. Johns. Dort gönnen wir uns ein Hotel und einen Resttag bevor wir die nächsten 210km angehen. Beschwingt laufen wir los und genießen die morgendliche Stimmung. Wir sind rasch am Ende des Trails. Um zum nächsten Trail zu kommen, muss man 5km Straße überwinden. Diesmal klappt es nicht per Anhater. Nicht, weil nieman anhält, sondern weil wir die ganze Zeit nicht ein Auto sehen. Aber wir sind noch frisch und sind schnell am Traileinstieg. Erstmal immer an der Küste entlang, begleitet von prustenden Walen. Dann wird man aber rüde in die Wirklichkeit zurückgeführ: Der Trail geht durch den Wald an einer Mülldeponie vorbei. Der Wind weht Teile des Mülls in den Wald. Das ist nicht nur unangenehm sondern auch traurig und wir sind froh als wir das kurze Stück hinter uns lassen. Dann folgen wir wieder schönen Waldstücken. Der Trail geht auf und ab aber nicht soviele Höhenmeter. Kniestatus: keine Schmerzen! Juu!! Langsam scheinen sich die Muskeln wieder aufgebaut haben! Die Sonne scheint, der Weg ist gut und die Sicht atemberaubend!

Nach einer kurzen Mittagspause kommen wir nach steilem Anstieg auf einen guten Aussichtspunkt. Von hier sieht man den sog. Quidi vidi See und dahinter st.Johns. Schön, fast da. Wir treffen ein nettes Paar mit denen wir uns über Hikes austauschen. Die zwei sind gerade wegen einer Hochzeit hier, spielen aber mit dem Gedanken, den East Coast Trail zu wandern. Wir haben zwar erst ca. 90 km gesehen, aber soweit ist er traumhaft und wir empfehlen ihn wärmstens! Die zwei sind so nett uns am Trailende zum Hotel in St. Johns zu fahren. Juhu, Dusche, wir kommen!

Leider ist unser Zimmer noch nicht fertig. Die nette Dame an der Rezeption empfiehlt uns ein paar Bars zum warten. Nee, wir bleiben einfach hier, es ist eine tolle Lobby. Wir sind noch keine Minute gesessen, da kommt sie auf uns zu und sagt, sie würde uns kostenfrei in eine Suite upgraden und die wäre auch schon bereit. Ob wir einverstanden wären?! Natürlich sind wir das!! Winwin! Sie ist froh, die zwei etwas schmutzigen, riechenden Hiker aus der schönen Lobby zu bekommen und wir freuen uns über die schöne Suite. Dusche wir kommen!!!! Das haben wir uns verdient!!

Tag 6: Ruhetag

Tag 7: St. Johns bis kurz vor Madox Cove, ca. 26km

Oh, der Ruhetag hat gut getan. Es fällt uns schwer morgens das Zimmer zu verlassen. Aber wir können ja schlecht für immer in einem Hotelzimmer bleiben. Der Trail ruft! Mit dem Taxi fahren wir zum Einstieg und laufen um 8.00 Uhr los. Das Wetter soll die nächsten Tage schön sein, das tröstet uns über das verlorene Bett im Hotelzimmer hinweg. Direkt zu Beginn geht es steil nach oben und danach wieder steil runter bis auf Meereshöhe – pointless up and down! Puh, anstrengend! Hallo Knie! Schon der erste Blick aufs Meer heute wird mit Walen belohnt. Einfach Hammer! Der Weg führt uns über einen Steindeich und dann, wie gewohnt, hoch und runter. Küste, Wald, Küste. Im Wald beobachten wir Eichhörnchen, an der Küste Wale. Traumhaftes Wetter lässt uns heute gut vorankommen. Wir treffen zwei nette Neufundländerinnen, Theresa und Jeanne, die uns ihre Nummer geben. Wir sollen uns melden, wenn wir mal eine Autofahrt brauchen. Oh, wie nett ist das denn? Wir sehen sogar, dass sie darüber hinaus noch spenden, hammer!

Relativ schnell (und das trotz wieder mit Lebensmitteln vollgeladenen Rucksäcken) erreichen wir Cape Spear, den östlichsten Punkt vom amerikanischen Kontinent. Wir waren hier bereits mit Tom. Nach cape Spear zieht plötzlich dichter Nebel auf. Doch kein gutes Wetter? Aber der Nebel zieht vorbei. Erst Snne, dann dichte Schwaden, dann Sonne. Alles in zehn Minuten. Cool.

Als wir schon müde werden, Blick auf die Karte. Mist, den Platz den wir wollten nach 19km haben wir irgendwie verpasst. Na gut, nach 4 weiteren km soll es ein Plätzchen mit Wasserquelle geben. Wir laufen und laufen. Es kommt ein Platz an dem mal wohl jemand ein Zelt aufgeschlagen hat und ein Feuer gemacht hat, das muss das sein. Aber der Platz ist so buckelig und wenig einladend, dass ich hier nicht schlafen will, also weiter.

Der Weg führt uns auf Meereshöhe an die Küste. Sicher 6 Wale sind ganz nah am Ufer. Toll. Die Zeltplatzsuche und Müdigkeit ist vergessen und wir setzen uns hin und schauen den Walen zu. Springen, Flossen klatschen, abtauchen, alles dabei! Schliesslich reissen wir uns los. Nach längerem suchen finden wir ein tolles Plätzchen. Ausgesetzt, aber momentan weht kein Wind und es ist auch kein Sturm vorhergesagt. Es ist einfach traumhaft schön, hier bleiben wir! Mit Blick auf die Wale Abendessen. Toll.

Tag 8: Kurz vor Maddox Cove bis Miners Point, ca. 16 km

Der außergewöhnlich schöne Platz beschert uns eine tolle Nacht. Wir haben Glück und es ist windstill. Ausgeruht wachen wir bei strahlendem Sonnenschein auf. Da wir kurz vor den zwei Städtchen Madox und Petty Harbour sind, entscheiden wir uns für einen „treat – tag“. Mittagessen im bereits durch Tom kennengelernten „Chaves landing“ Restaurant und dann ein superkurzer Tag und nur 3km laufen. Gebongt! Erstmal Kaffee mit Blick aufs Meer und vielen Walen geniessen. Wird nicht langweilig den sanften Riesen beim prusten und springen zuzusehen.

Wir schlendern die 2 km zum Städtchen und trinken erstmal einen zweiten Kaffee in einem kleinen Laden. Gemütlich schlagen wir die Zeit tot, bis um 11 Uhr das Restaurant aufmacht. Wir gönnen uns ein Bier zu den Fish&Chips. Mmh, ob das eine gute Idee ist? Wird schon gehen. Danach sind wir schön voll gegessen und ein bisschen angedüdelt. Die Sonne brennt. Mmh, die Sonnencreme hatten wir aufgrund Gewicht ausgesondert. Na, wir wollen uns mal nicht beschweren, wenn es endlich mal schön ist! Wir laufen vor uns hin, plötzlich ist der Weg unwegsam. Ist das noch der Weg? Nach einiger Zeit müssen wir eingestehen, dass wir den Weg verloren haben. Kein Problem, man sieht ja die Küste, sieht nicht so schwierig aus, also quer feldein. Das was so einfach aussieht entpuppt sich als kratzige Angelegenheit. Zerkratzt kommen wir schließlich wieder auf den Weg. Ob das Bier schuld war, dass wir den Weg verloren haben? Nein, sicher nicht…

Eigentlich wollten wir ja nur 3km laufen, aber den Platz haben wir wohl verpasst. Wir können halt keine kurzen Tage… Karte gecheckt, ah, da ist eine schöne Zeltmöglichkeit, also weiter! Das erste Mal auf dem Trail treffen wir zwei andere Hiker, die den ganzen Trail laufen möchten. Sie hatten den Zeltplatz auch als Ziel auserkoren. Ist ja auch mal nett, ein wenig zu quatschen. Auf einen schönen Abend!

Tag 9: Miners Point – Bay Bulls, ca. 19,5km

Ein laut Karte anstrengender Teil liegt vor uns, und so richtig wissen wir auch nicht, wo unser Ziel heute ist. Egal, erstmal loslaufen! Es ist leicht bewölkt und trocken. Ein wenig sind wir froh über die vereinzelten Wolken, haben uns schon etwas verbrannt am Vortag. Unsere Zeltnachbarn stehen ½ h vor uns auf.  Ganz schön motiviert die zwei! Als wir um 7 aus dem Zelt kriechen, sind die beiden schon fertig mit packen und frühstücken. Dachten wir jedenfalls. Wir frühstücken, packen zusammen und sind dann irgendwie zeitgleich abmaraschbereit. Ohje. Aber wir ziehen los, und sehen sie nicht wieder. Gottseidank wohl anderer Pace.

Der Weg ist ein stetiges Auf und Ab durch Matsch und über Geröll. Sehr müsham und jeder Kilometer ist hart erarbeitet. Nach mehreren Stunden sehen wir in der Ferne das „Spout“, eine Meerwasserfontäne. Cool, ganz schön hoch! Von weitem machen wir schonmal ein Foto, sicher ist sicher. Wir laufen weiter, verlieren die Fontäne aus den Augen. Komisch, wo ist sie? Nach einer weiteren Stunde sind wir sicher, dass wir sie irgendwie verpasst haben. Schade. Eine weitere Kurve, uh, da ist sie ja doch! Heiko wagt sich näher ran und nimmt die Sprühregendusche in Kauf. Super, jetzt brauchen wir nur noch einen schönen Mittagsessenplatz. Freshwater hört sich nach einem guten Platz an, also los. Als wir uns nähern sehen wir zwei Mädls mit Hund, die hier schon Pause machen. Na, da ist Platz genug. Denkste, der Hund ist nicht so begeistert von zwei Wanderern mit Rucksack und kommt uns bellend und knurrend entgegen. Die immer lauter werdenden, verzweifelten Rufe des Frauchens ignoriert er. Scary! Immer gut, wenn Hundehalter ihre Tiere im Griff haben. Das Tier begnügt sich aber gottseidank damit zu knurren, lässt uns aber vorbeiziehen. Also keine Mittagspause hier…

Von weitem seen wir einen Leuchtturm, das ist doch ein guter Platz für eine ausgiebige Pause!

Danach wird der Weg supereinfach und wir sehen von weitem schon Bay Bulls. Dort gibt es auch einen Supermarkt, wunderbar. Leider liegen zwischen Trailende und Supermarkt 4 km, weniger gut. Da sehen wir vor uns ein Pärchen in die Richtung schlendern. Wunderbar! Wir geben Gas, bis wir sie freundlich lächelnd überholen. So können wir am Parkplatz warten und fragen sie, ob sie uns mitnehmen. Ja klar! Bingo! Im Supermarkt können wir unsere Snacks auffüllen. So, nun die Frage, weiterlaufen, oder Bed&Breakfast und Dusche? Die Versuchung ist zu groß. Wir rufen das Bed&Breakfast an und haben Glück. Der Inhaber ist sogar so freundlich, uns vom Supermarkt abzuholen. Die anschliessende Dusche ist eine absolute Wohltat! Bei einem Gläschen Wein lassen wir den harten Tag gemütlich ausklingen!

Tag 10: Bay Bulls bis hinter Mobile, ca. 20,5km

Ausgeruht stehen wir auf und verlassen um 8.00 Uhr unseren unverhofften Treat. Erstmal geht es durch das Städtchen durch. Danach folgt ein 7 km leichter Weg, der uns aber wieder tolle Sichten beschert. Gerade als wir an den Klippenrand treten, um den Walen zuzusehen kommt von unten ein junger Weißkopfseeadler. Er muss Kurs wechseln um nicht zu nah zu uns zu kommen. Wow. Er steigt hoch und trifft sich mit einem anderen, gemeinsam fliegen sie außer Sicht. Wow, das war toll! Derweilen prusten die Wale, aufmerksamkeitsheischend, aber wir schauen nur noch nach oben. Leider kommen die zwei nicht zurück. Die Sonne lacht und wir kommen schnell nach Witless Bay. Zum nächsten Trail-Einstiegspunkt sind es gute 5km an der Straße. Muss nicht unbedingt sein. Wir fragen ein Touristenpaar, das an einem Rastplatz hält, ob sie uns zum Trailhead mitnehmen können. Sie sind sehr freundlich, fahren ihrer Aussage nach aber in die andere Richtung. Sonst soo gerne! So ein Pech. Wir schauen zu, wie sie einsteigen und wegfahren. In unsere Richtung. ?!?! Gibt es doch gar nicht. Ein bisschen verwirrt wollen wir zu Fuss das Städtchen durchqueren. Kommen aber nur ein paar Schritte, bis wir an einem Haus vorbeikommen aus dem gerade eine Frau kommt. Sie sieht uns und bietet uns gleich an, dass wir unsere Wasserflaschen füllen. Wie nett! Nachdem wir das Angebot ausschlagen bietet sie uns an, zum Trailhead zu fahren. Oh, da freuen wir uns! Sie verschwindet noch kurz im Haus und kommt mit zwei Stück selbstgemachtem Kuchen zurück. Für den Weg. Zwei so unterschiedliche Begegnungen in so kurzer Zeit! Der Kuchen war fantastisch!!

Bis zum nächsten Städtchen sind es wieder 8 km, auch diesmal ein einfacher Weg. Der Weg durchs Dorf ist diesmal so kurz, dass wir uns gar nicht um eine Mitfahrt bemühen. Dann reicht uns die Lauferei, als wir zu einer schönen Zeltgelegenheit kommen. Ein wenig ausgesetzt, hoffen wir mal, dass das Wetter nicht umschlägt. Nach wolkenlosem Tag sind jetzt dichte Wolken aufgezogen. Irgendwie eine tolle Stimmung! Wir sitzen am Strand und schauen aufs Meer, schön!

Als es anfängt zu nieseln gehen wir lieber ins Zelt. Gute Nacht

Tag 11: Mobile – Roaring Cove, ca. 18km

In der Nacht hat es wieder geregnet, trotzdem hatten wir eine wunderbare Nacht. Morgens ist es über dem Meer noch bewölkt, aber die Sonne scheint sich durchzukämpfen und es verspricht ein toller Tag zu werden. Nach 4km kommen wir in ein Städtchen. Wir laufen an einer Bäckerei vorbei. Nein, etwas ist falsch an dem Satz: Natürlich gehen wir rein und kaufen Kaffee und Kuchen! ?

Wir geniessen die Aussicht und die Stühle hinter der Bäckerei als plötzlich zwei Koreaner kommen. Dann noch zwei, dann noch zwei….Hat da ein Reisebus gehalten? Mit der Ruhe ist es vorbei, aber es macht auch Spass der großen Gruppe zuzusehen und ein wenig zu quatschen. „Ah, ihr wander?“ weren wir gefragt. „Wir auch“…sprachen es und setzten sich dann in ihre 6 Autos und fahren los ?

Irgendwann eisen wir uns von dem schönen Plätzle los und laufen weiter. Erst an ein paar Städtchen vorbei und dann auf einem als moderat eingestuften Trail. Wieder viel Küste (macht auch Sinn auf einem Küstentrail) mit vielen Walen – wird nicht langweilig. Dazwischen Wäldchen und hohe Wiesen. Natürlich, wie gewohnt, auf und ab. Aber nicht so extrem wie wir schon hatten. Schmerzen? Keine!

Die Sonne brennt runter, aber wir wollen uns nicht beschweren. Wir finden sogar ein schattiges Plätzchen mit Aussicht zu mittag. Ein vorbeikommendes gebürtig polnisches Pärchen, das jetzt in den USA lebt kommt vorbei. Wir unterhalten uns so nett, immer wieder trifft man soviele nette Menschen, es ist einfach schön!

Wir definieren unser Ziel für heute – ein „eingerichteter“ Campsite mit Holzplattformen. Gerade schlafen ohne ständig in eine Richtung zu rutschen. Toll! Ein perfekter Tag!

Tag 12: Roaring Cove – long Will Campsite, ca. 19km plus 6km Auto

Nach einer trockenen Nacht auf gerader Fläche begrüsst uns ein bewölkter Tag. Sehr gut, wir kämpfen noch mit dem Sonnenbrand. Frühstück und Kaffee und los gehts. Heiko tut mir den Gefallen und geht voraus. Über Nacht spinnen Spinnen Fäden über den Weg. Der erste, der durchgeht, bekommt sie alle ab. Wirklich nervig. Schön, dass Heiko das macht, ist halt ein Gentleman. Erst sonnt er sich in seiner Nettigkeit, dann gibt er zu, dass es für ihn nicht viel Unterschied macht. Da ich kleiner bin, bekommt er auch hinter mir viele Spinnweben ab. Ich bin in jedem Fall froh. Plötzlich bleibt Heiko aprubt stehen. Ein Hund – nein, der hat ja ein Robbengesicht. Eine Robbe – nein, die Schwanzflosse fehlt. Ein Otter! Er wühlt im Boden, sieht uns, zögert und verschwindet im Unterholz. Seltsam, ich dachte Otter sind in Strandnähe und fressen Fisch. Aber wir haben ihn beide gesehen. Komisch. Wir laufen weiter. Diesmal zögere ich, ist das ein Stein oder ein Adler? Mal beobachten. Wir kommen häher ran und tatsächlich ist es ein Weißkopfseeadler, der von der Klippe aus das Meer beobachtet. Wäre ja schön, wenn der jetzt abhebt. Tut er aber nicht. Unseren armseligen Pfeiffversuche erwähnen wir jetzt lieber nicht.

Kurze Zeit später sehen wir eine Walschule (heisst das bei Walen überhaupt so?) von 6-7 Walen nah an an der Küste. Wir halten wieder für längere Zeit inne. Na so kommen wir ja nicht voran.

Nach Mittag erreichen wir Admirals Cove. Ohje, schon wieder 6 km Strasse bis zum nächsten Trailhead. Das erste Haus ist ein wunderschönes Haus mit gigantischem Blick. Eine Frau steht auf der Terrasse und wir kommen schnell ins Gespräch. Sie ist auch begeisterte Wanderin und bietet uns gleich von sich aus an, uns zum Trailhead zu fahren. Da sagen wir nicht nein! Perfekt!

Die nächsten 7 km sehen so aus: steiler Anstieg über Matsch und Steine im Wald. Oben, kurzer, wunderschöner Ausblick, dann steiler Abstieg / Rutschen wieder auf Meereshöhe. Und dann wieder von vorne. Als wir an unserem Ziel ankommen, sind wir erschöpft. Dafür ist es ein wunderschöner Platz mit Sicht auf die Bucht. Hier kann man gemütlich den Tag ausklingen lassen!

Tag 13: Long Will Campsite – Ferryland, ca. 17km plus 5km Fahrt

Morgens ist es bereits schwül. Jetzt ist wohl der Sommer in Neufundland angekommen. Der als schwierig markierte Weg macht seiner Einstufung alle Ehre. 11km rauf und runter im Wald. Zwischendurch mal einen Blick aufs Meer – belohnt mit Walen. Ein fotoscheuer Specht beschäftigt uns eine Weile – jede Entschuldigung um stehen zu bleiben, nehmen wir an! Dann erreichen wir ein schönes Plateau mit vielen Blumen. Sehr schön, Pause! Nach 11 schweißtreibenden Kilometern erreichen wir ein Stätdchen. Wir hoffen auf einen Hitch für die 5km Strasse, aber das Dorf ist wie ausgestorben. Da kommt ein Pärchen auf uns zu – zu Fuss. Schade. Obwohl wir nach 4 Tagen sicher nicht mehr ganz frisch riechen, bleiben die beiden stehen und wir quatschen ein wenig. Ein Auto kommt vorbei, aber aus der falschen Richtung. Der Fahrer kennt die beiden, hält an. Wir werden als die Deutschen, die den East Coast Trail laufen vorgestellt. Gleich bietet er uns an, uns zum Trail zu bringen und wendet. Perfekt! Diese Freundlichkeit der Neufundländer ist wirklich außerordentlich. Wir sind begeistert!

Das nächste Stück ist relativ einfach, aber unspektakulär (wir sind jetzt schon ein wenig verwöhnt). Wir erreichen Ferryland und sehen direkt an der Straße ein Restaurant. Perfekt, ein kühles Bierchen würden wir jetzt schon vertragen. Aus Lizenzgründen können wir nicht nur Bier bestellen, man muss noch etwas zum essen dazubestellen. Das habe ich jetzt auch noch nie gehört, coole Vertriebsstrategie. Alles klar, also einmal Pommes dazu. Positiv gesehen bekommt man geschmacklich Fish&Chips für den Preis von Pommes ? Aber die Aussicht ist traumhaft und das Bier wunderbar! Nach dem Bier ist unsere Laufmotivation auf dem Nullpunkt, also entscheiden wir uns für eine Nacht in einem B&B. Wir haben die Dusche nötig! Volltreffer. Ein wunderbares schnuckeliges B&B (www.dunnesbnb.com) mit einem freien Zimmer. Charly fährt uns sogar noch zum Supermarkt. Satt, sauber und zufrieden gönnen wir uns ein schönes Glas Rotwein. Prost!

Tag 14: Ferryland – Port Kirwan, ca. 20km

Oh, wie bequem. Wir schlafen göttlich! Bei nettem Plausch mit Eigentümerpaar Charly und Maxine und weiteren Gästen verschlingen wir Eier, Schinken, Toast und Pancakes. Sooo gut!

Der nächste Trailabschnitt ist aufgrund Unstimmigkeiten zwischen Stadt und Landeigentümer gesperrt. Das ist schade, wir haben aber Glück, Charly bringt uns bis zum nächsten Trailhead. Perfekt! Es geht die ersten 8 km durch den Wald. Auf und Ab mit schlammigen Stellen, nicht so schön. Das Frühstück liegt uns noch im Magen (angenehm, aber es verlangsamt uns deutlich). Die Sonne lacht, ein weiterer traumhafter Tag.  Dann öffnet sich das Gebüsch und wir haben wieder schöne Sicht auf die Steilküste. Wir kommen an einen freihstehenden Bogen. So beeindruckend. Wir können uns lägner nicht losreissen.

Bereits nachmittags um drei erreichen wir einen schönen Zeltplatz, relativ eben, an einem großen Fluss, der ins Meer fliesst. So schön, hier bleiben wir! Wir stellen unser Zelt auf und gehen an den Fluß, um wie in einer Badewanne zu baden. Oh mein Gott, was für ein toller Ort. Wir sehen eine Robbe im Wasser schwimmen und natürlich die obligatorischen Wale. Plötzlich kommen Leute, dsie hatten das Plätzchen als Ziel für eine kurze Wanderung auserkoren. Pete & Sandy und Harold & Joy sind zwei befreundete Neufundländer Paare von der Westküste Neufundlands. Wir unterhalten uns prächtig. Plötzlich steht die Einladung im Raum mit ihnen zu ihrer Cabin zu kommen, es gäbe „snow crabs“ zu Abendessen. Wir zögern nicht, klar, da sind wir dabei!! Harold und Pete sind zwei Abenteuerer, die sich vorgenommen haben mit dem Kajak einmal Neufundland zu umpaddeln. Jedes Jahr nehmen sie sich ein weiteres Stück vor. Gerade sind sie von ihrem diesjährigen Abenteuer zurück und geniessen mit Sandy und Joy noch ein paar Tage in der Cabin von Petes Vater. Grund genug für ein snow-crab Festessen!

Wir packen unser Zelt wieder zusammen und laufen mit ihnen die 4km bis nach Port Kirwan. Erstmal ein kühles Bier, dann Frisbee spielen, mehr Bier und dann ein grandioses Abendessen mit haufenweise snow crabs und Elch Wurst (selbst gejagt natürlich). Oh mein Gott, was ein Hammer! So ein toller Abend mit neuen Freunden, deren Gesellschaft sich anfühlt, als ob man sie schon ewig kennen würde. Was für eine tolle Begegnung an dem Fluss, der übrigens „Chance Pond“ heisst.

Tag 15: Port Kirwan bis kurz vor Renews, 10km

Nach einer relativ kurzen Nacht begrüssen wir den sonnigen Tagn mit guten Kaffee. Und Prosecco, eh klar! Wieder ein Schlemmerfrühstück: Ei, Fishcake, Bacon und Beans. Bzgl. der neufundländischen Spezialtität des „Fishcakes“ zum Frühstück war ich eher skeptisch. Wurde aber eines besseren belehrt. Lecker! Der perfekte Start ind den Tag. Sandy und Pete planen noch zwei Tage zu bleiben und dann an die Westküste zu fahren. Unser Plan war, nach Beendigung des East Coast Trails uns ein paar Tage in St. Johns zu orientieren und dann zu überlegen, wie wir an die Westküste kommen. Was für ein Zufall. Die beiden bieten uns an, uns direkt mitzunehmen. Perfekt! Mist, da fällt uns ein, dass unser Rucksack mit Laptop ja noch bei Tom in St. Johns ist. Auch das wird gelöst: Petes Vater landet zufälligerweise in St Johns und kommt dann zur Cabin und kann den Rucksack mitnehmen. Wow. Danke an Petes Vater Scott – unbekannterweise – für die Abholung des Rucksacks! Schwupps ist alles organisiert und es bleibt uns nur noch die letzten Kilometer vom Trail zu laufen.

Könnte man locker in einem Tag laufen, aber wir haben es ja nicht eilig. Und so ganz fit sind wir heute auch nicht, also machen wir zwei easy Tage. Kaum sind wir losgelaufen treffen wir auf ein großes Familientreffen beim Picknick. Ob wir ein wenig geräuchterten Lachs möchten? Nach Familienrezept? Eigentlich nicht, sind noch pappsatt, aber das schlägt man natürlich nicht aus. Noch zwei Muffins für en Weg und dann verabschieden wir uns fröhlich. So werden wir unser Essen nie los…

Der Weg ist eher uspektakulär durch den Wald mit hier und da ein Blick auf die Küste. Die Blicke werden belohnt mit, sich im Wasser sonnenden Robben, meinem majestätischem Weißkopfadler aber – haltet euch fest – keine Wale. Da hatten wir wohl wirklich die perfekte Zeit erwischt!

Nach ein paar Stunden finden wir den perfekten Spot mit atemberaubender Aussicht auf Steinküste und Meer. Besser geht es nicht für den letzten Abend auf dem East Coast Trail!

Tag 16: Renews bis Cappahayden, ca. 12km und 5km Fahrt

Was für eine Nacht! Kein Wind, tausend Sterne. Wir hatten uns entschieden ohne Überzelt zu schlafen. Jedes Mal, wenn man aufwacht, schaut man direkt in einen fantastischen Sternenhimmel. So toll! Wir können uns von diesem Plätzchen kaum loseisen, aber die letzten paar Kilometer wollen auch erlaufen werden! Also los, 2km bis Renews, einem kleinen Örtchen. Wir laufen direkt aus dem Trail auf ein Haus zu. Ein Mann steht draußen. 3 Minuten später hat uns der freundliche Herr bereits ins Auto verfrachtet und fährt uns zum Trailhead.

Die letzten 10km verfliegen, ein einfacher Weg. In der letzten Bucht bleiben wir noch ein wenig und schauen den Robben zu, die in der Sonne im Wasser dösen. Dann nähern wir uns Cappahayden, ein, wie wir feststellen, sehr kleines Örtchen mit wenigen Häusern. Mmh, da wird es wohl kein B&B geben. Wie kommen wir denn von hier weg? Egal, erstmal Siegerfoto! Gerade als wir uns bereit machen zum fotografieren kommt ein junges Pärchen vorbei. Sie machen für uns ein Foto. Nicht lange und sie fragen uns, was wir jetzt geplant haben. Das ist einfach, wir wollen in ein B&B, aber wo wissen wir nicht. Die zwei bieten uns an, uns mitzunehmen, bis wir Empfang haben, sodass wir ein B&B auswählen können. Perfekt. Warum nicht wieder zu Charly und Maxine gehen in Ferryland, das war ein tolles B&B. Wunderbar, die zwei fahren uns dorthin. So nett!! Einfach tolle Menschen hier in Neufundland. Und das sagen wir nicht nur, weil die zwei uns beim Aussteigen noch zwei kühle Bier mit auf den Weg geben um den Abschluss gebührend zu feiern. Wow.

Prost, auf einen wundervollen Trail mit tollen Begegnungen und supernetten Menschen!

Sandy und Pete holen uns am nächsten Tag ab und nehmen uns mit an die Westküste. Es gibt noch ein paar Hikes zu entdecken! Viele haben uns gesagt, es ist die „best coast“! Wir sind gespannt!

2019-09-29T13:24:18+02:00