Washington D.C – oder, warum spielen die Nationals so schlechtes Baseball?

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Unser grober Plan nach den Smokey Mountains ist, uns zum White National Forest hochzuarbeiten, um dort noch ein paar Wanderungen auf dem Appalachian Trail zu machen. Ein Schlenker auf dem Weg ist Washington D.C. – wäre ja sträflich, die Hauptstadt nicht zu besuchen! Auf dem Weg dortin haben wir so ein gutes Timing, dass wir noch den Rotary Club Roanoke Valley besuchen können. Lest hier, warum das bislang der herzlichste Club war – und das, obwohl das Treffen um 7.00 Uhr morgens stattfindet, also so gar nicht meine Zeit!

Rotary Club Roanoke Valley – What a perfect start in the day!

Bevor wir aber nun das Touriprogramm in Washington angreifen können, meckert unser Hippi Bus und verlangt einen Ölwechsel. Naja, ok, er ist auch echt brav bislang, kann man schonmal machen. Der Service der Autovermietung ist wirklich gut und vermittelt uns unkompliziert einen Termin auf der Strecke. Wie lustig – ein Drive Through Ölwechsel. Auf was für Ideen die Amerikaner kommen ist echt unglaublich. Es gibt “Bank-Drive Through”, Fast Food natürlich, Donkin Donuts Drive Through, Apotheken Drive Through…. Eigentlich muss man das Auto fast nie verlassen. Toll! Wieder zurück zu unsrem Ölwechsel Drive Through. Es gibt sogar einen Bildschirm, sodass wir verfolgen können, wie der Mitarbeiter unter unserem Auto das Öl ablässt. Nicht wirklich spannend, aber gut. Nach zehn Minuten fahren wir wieder raus, also los in die Hauptstadt!

Mit der Metro fahren wir in die Stadt und reihen uns in die Massen der Touristen ein. Selbstverständlich besuchen wir das „weisse Haus“, wobei es so großräumig abgesperrt ist, dass wir einmal um das gesamte Carree laufen müssen, um einen Blick zu erhaschen. Gar nicht so einfach. Die Fahne ist gehisst, ich habe mal gehört, das bedeutet, der Präsident ist im Haus. Weiss nicht, ob das stimmt, in jedem Fall können wir trotz aller Anstrengung keinen Mann mit etwas seltsamer Frisur entdecken.

Dank einer Empfehlung eines Hikers besuchen wir das „Spy Museum“, wirklich ein gelungenes Museum! Danach noch schnell zum Amerikanisch-Deutschem Freundschaftsgarten. Das haben wir auf google Maps gesehen, klar, dass wir da mal vorbeischauen. Ob der Garten die jeweilige Beziehung der zwei Länder wiederspiegelt ist uns nicht bekannt, wir hoffen nicht. Ist eigentlich kein Garten, sondern ein Kiesweg mit einer in den Boden eingelassenen Tafel. Mmh, nach dem ganzen Rumlaufen und erkunden in Washington wollten wir ein wenig pausieren, aber dieser „Garten“ lädt nicht zum verweilen ein. Egal, also weiter. Capitol, Washington Monument, Museen, das volle Programm.

Am nächsten Tag haben wir uns einen „Treat“ gebucht, ein Baseball spiel. Washington Nationals gegen Arizona Dimantbacks. Wir beide haben natürlich keine Ahnung von Baseball, haben das Spiel nach dem passenden Datum ausgesucht. Heiko bereitet sich via youtube vor, damit wir die Spielregeln verstehen. Ganz stolz ist er, dass er mir das Spiel sogar erklären kann. Relativ zu Beginn wirft der Pitcher statt zum Batter rückwärts zur Base. Das Gesicht von Heiko hättet ihr sehen müssen. Ein riesen Fragezeichen. Es war zum totlachen!! Neben Unglauben lag da fast ein Ausdruck von Empörung auf seinem Gesicht, so nach dam Motto: Hey, das darf man nicht!! Hatte aber alles seine Richtigkeit. Das war auch ziemlich das Highlight von diesem Spiel. Die Washington Nationals haben kein einzigen Mann eine Base weiterschicken können, das ganze Spiel über. Jetzt wissen wir natürlich nicht, ob Baseball immer langweilig ist, oder ob wir uns nur zwei Mannschaften ausgesucht haben, die schlecht spielen. Wahrscheinlich ist letzteres in jedem Fall richtig. Die Fans waren zwar da, aber nicht wirklich im Spiel involviert. Man hatte den Eindruck, die Familien kommen eher, um zu essen als um Baseball anzuschauen. Neben uns sass eine amerikanische Familie, die die Erdnüsse mit Schale gegessen haben. ??? Ist das Unwissenheit, oder Faulheit? Geschmack kann es ja nicht sein, ich hab es probiert, weil ich es gar nicht glauben konnte. Schmeckt, wie man sich das vorstellt, also in jedem Fall nichts für mich.

Nach 2/3 der Zeit kommt ein Regenguss und wir verlassen mit allen Fans das Stadium. Die Mannschaften spielen weiter, arme Jungs…Es war trotzdem ein Erlebnis und wir wollen es nicht missen, hatten aber ehrlicherweise mehr Spass dabei, die Menschen um uns rum zu beobachten als das eigentliche Spiel.

Pennsylvania, Lancaster oder Ein Blick hinter die Kulissen bei den Amish

Am morgen nach dem Spiel die große Frage. Was machen wir heute? Ein Blick auf die Karte zeigt uns, dass wir auf dem Weg zu den Whites durch Pennsylvania kommen. Super, das war doch der Staat mit der höchsten Amish-Dichte! Klasse, das machen wir. Bei einem Zwischenstopp kommen wir – wieder einmal – an einer Fast Food Kette vorbei, die wir nun schon die ganze Zeit ignorieren. „Auntie Annes“. Ein „Brezelstand“, der sich rühmt die Original Brezen zu haben. Diesmal gewinnt die Neugier. Wie befürchtet ist es kein kulinarischer Hochgenuss. Heiko meint trocken: Ist ok, aber mit Breze hat das nichts zu tun. Jeder Amerikaner, der in Deutschland eine Breze ist, wird wohl genauso enttäuscht sein, wie Heiko mit diesem Gebäck. Naja, wir haben es probiert. Frisches Brot, mal eine leckere Breze ist übrigens das, was wir am meisten vermissen. Weder Neuseeland, und schon gar nicht USA bietet hier etwas in diese Richtung. Ich befürchte, dass wir auch auf Neufundland keine leckeren Backwaren erhalten. Was wir dafür hier haben und mittlerweilen unsere wohl meistbesuchte Kette ist, ist „Dunkin Donuts“. Guter Kaffee, leckerer Donut, so kann man sich über das fehlende Brot trösten.

In Lancaster, der Stadt mit einer der größten Amish Gemeinde buchen wir eine Tour, in der man drei Familien besucht. Ist leider nicht so privat, wie wir uns das wünschen, aber zumindest kann man einen kleinen Blick auf diese Kultur werfen. Man wird ermutigt, alle Fragen zu stellen, die man möchte – das muss man mir natürlich nicht zweimal sagen….Super! Die erste Überraschung für uns ist, dass die Familien sich daheim auf Pensylvania Dutch unterhalten. Eine Sprache, die in unseren Ohren eine Mischung aus Schweizerdeutsch und schwäbischem Dialekt ist. Da die Amish ursprünglich aus der Schweiz kommen, macht das auch Sinn. Natürlich probieren wir aus, ob wir uns auf deutsch verständigen können. Und es klappt wunderbar! Das hätte ich nicht erwartet. Es ist sogar so, dass die Kinder erst in der Schule Englisch lernen und vorher nur Pennsylvania Dutch sprechen.  Wir besuchen auch den Minister der Gemeinde, der sofort erfreut seine Heilige Schrift hervorholt. Es ist das alte und neue Testament in altdeutsch geschrieben. Wir erfahren, dass die Messe in deutsch gehalten wird und jeder die altdeutsche Schrift lesen lernt. Begeistert hört er zu, wie wir einige Passagen lesen. Auffällig ist, dass viele Barfuss laufen, so richtig erklären woher das kommt, konnten die Familien aber nicht. Ist aber lustig, da der zweite Besuch bei einem älterem „Pferdedeckenhersteller“ ist. Er gibt uns einen Einblick in sein Geschäft und ist ein wirklich lustiger Mann. Mit seinem schelmischen Grinsen, der Statur und den nackten Füssen erinnert er uns beide sehr an Bilbo Beutlin… Zu gerne hätte ich ein Foto gemacht, aber Amish lassen sich nicht gerne fotografieren, da sie das für einen Ausdruck für Stolz halten, sich auf einem Foto zu verewigen.  Jeder weiss, dass die Amish keine Elektrizität verwenden. Ganz so, ist es mittlerweilen nicht mehr. Sie sind nicht am Stromnetz angeschlossen, aber der eigens produzierte Strom wird schon verwendet. Ausserdem haben sie viele Geräte, die mit Luftdruck betrieben werden, wie z.B. die Waschmaschiene.  Streng sind alle drei Gemeinden aber noch mit dem Fernseher, das wird nicht toleriert. Verboten, aber trotzdem bei den Jugendlichen verwendet sind die Smartphones. Auf mein Nachfragen bestätigt der Priester, dass er das als grösste Gefahr sieht. Bislang war es so, dass die meisten Amish Jugendlichen nach dem „Rumspringa“ (wird tatsächlich so geschrieben und beschreibt die Zeit, in der die Jugendlichen in die andere Welt eintauchen dürfen bevor sie sich Amish taufen lassen) die bewusste Entscheidung treffen, sich taufen zu lassen und vollwertiges Mitglied der Amish Gemeinde zu werden. Durch die Smartphones und damit verbundenen social media, you tube besteht aber die Befürchtung, dass weniger Jugendliche eintreten. Im Grunde ist es auch sinnlos, das fernsehen zu verbieten, wenn die Jugendlichen ein Smart Phone haben…. Insofern haben die Amish ähnliche Probleme wie die Kirchen, die auch immer weniger Mitglieder haben.  Trotz der unterschiedlichen Kultur gibt es die gleichen Muster: Zum Beispiel zeigt uns der Hausherr stolz seinen tollen Gasgrill und seine neue Kutsche. Er erzählt, dass die Jugendlichen die Kutschen „aufmotzen“, gefährlicher Fahren und sich durchaus auch Rennen damit liefern. Wie Jugendliche in unserer Kultur, nur statt Auto halt eine Kutsche… Die Offenheit und Freundlichkeit der drei besuchten Familien war unglaublich schön. Ob es an der Kultur oder an den einzelnen Menschen liegt, in jedem Fall haben wir uns sehr wohl gefühlt und geehrt, dass wir so einen persönlichen Einblick in die Kultur und Tradition dieser speziellen Gemeinde erhalten haben.

Der Weg nach New Hampshire oder Auf der Suche nach dem perfekten Wetter

Die Wettervorhersage in den White Mountains veranlasst uns, die Fahrt dort hin so lang wie möglich zu ziehen. Wär ja auch ein Jammer, wenn wir die schöne Wanderung im Regen machen müssen. Also lassen wir uns Zeit und legen ein paar Pausen ein. Zum Beipsiel gehen wir in einem Dorf ins Kino. Wir haben das Kino ganz für uns allein (man muss dazusagen, es ist eine mittagsvorstellung von „Late Night“). Noch nie habe ich so bequeme Kinosessel gesehen. Man kann sie elektrisch in eine Liegeposition fahren. Kurz überlegen wir nach dem Film, unsere Bücher zu holen und noch ein wenig zu lesen, aber ganz so dreist sind wir dann doch nicht ?

Da Heiko immer mal wieder ohne Erfolg angelt, nehme ich das in die Hand und buche uns eine Fischausfahrt auf dem Meer. An Bord der „Lucky Lady“ soll Heiko sein Anglerglück wenden! Da es zu zweit sicher mehr Spass macht, lasse ich mich auch breitschlagen, na gut. Im Büro sehe ich ein Schild: no bananas. Natürlich halte ich das für einen Scherz und frage den Kaptiän. Der ist sehr ernst und erklärt mir, dass es Unglück bringt an Bord Bananen dabei zu haben. Das mindeste, was passiert ist, dass man nichts fängt. Na, das wollen wir nicht riskieren. Wir haben tatsächlich Bananen im Gepäck und nehmen sie wieder raus. Abergläubische Leute, die Kapitäne! Das Angeln ist erstmal (noch) langweiliger als damals auf dem kleinen Ruderboot. Man wirft die Angel nicht, sondern lässt sie einfach auf den Boden absinken. Nach ca. 10 Minuten holt man wieder ein und schaut ob der Köder noch dran ist. Die Sepia, die man als Köder verwendet sind glitschig und ich weigere mich, sie anzufassen. Heiko macht den Köder für mich an die Angel, hihi. Aber nachdem wir beide ewig nichts fangen, werde ich auch abergläubisch. Vielleicht bringt es ja Pech, wenn man den Köder nicht selber dran macht? Und, glaubt es oder nicht, nachdem ich das glitschige Ding selber befestigt hatte, beisst wirklich ein Seebarsch an. Juhu, das macht Spass!! Heiko fängt sogar 5 Fische, zwei sind zu klein und dürfen weiterleben. Am Ende sind wir glückliche Besitzer von 4 schönen Fischen, das Abendessen ist gesichert! Heiko zaubert ein fantastisches Gericht und wir lassen uns unseren selbstgeangelten Fisch schmecken!

Aufgeladen mit diesem Erfolg geht es weiter langsam richtung Wanderung. Uih, Roto Amerika liegt ja auf dem Weg, eine Niederlassung meines ehemaligen Arbeitgebers. Da war ich noch nie, also entscheiden wir, vorbeizufahren. Der Chef des Werkes, mein ehemaliger Kollege, Chris, nimmt sich Zeit für ein gemeinsames Mittagessen. Danach noch eine Werksführung, super! Spontan werden wir dann von Sue eingeladen mit ihr zu essen und dann sogar zu übernachten. Das ist ja grandios! Was für ein toller Abend erwartet uns bei Sue und ihrem Mann Todd. Die Zeit verfliegt und wir haben einen tollen Abend bei selbstgebrautem Bier, wunderbarem Abendessen und tollen Gesprächen. Wir dürfen nicht nur die Nacht verbringen, sondern danach auch gemütlich frühstücken, selbstgerösteten Kaffee trinken und dabei im schön angelegten Garten die unzähligen Vögel beobachten. Sue und Todd, ihr seid grossartig, danke für diese Zeit!

So, jetzt geht es aber auf direktem Weg zum Wandern! Zwei Rotary Clubs liegen auf dem Weg, beide nehmen uns herzlich auf, lest hier, was wir erlebt haben:

Rotary Club Southbridge, Massachusetts- great speaker about NASA, great club!

Rotary Club Laconia, New Hampshire – interesting discussions and great people!

The White National Forest – oder – Die Whites zwingen uns in die Knie

Wie geplant, erreichen wir den Park bei bestem Wetter. So mögen wir das! Wir nutzen das gleich aus für eine kleine Tour zum Mount Avalon und Mount Field. 800 Höhenmeter knappe 10 Kilometer, perfekt für den Nachmittag! Wir haben schon viel über die Whites gehört: sehr anspruchsvoll, viel Geröll und wenig Pfad. Irgendwie haben wir das aber nicht so ernst genommen, wir laufen los und merken erst später, dass wir unsere Stöck vergessen haben. Naja, wird schon so gehen. Und es ist auch noch ein relativ einfacher Weg, aber anspruchsvoller als der Pfad in den Smokey Mountains. Anders als in den Smokeys hat man aber hier an den Gipfeln eine Aussicht. Man wird also für den Aufstieg belohnt. So mögen wir das! Auf dem Gipfel des Mount Flint frischt der Wind auf und es ist kalt. Gut zu wissen, da müssen wir nochmal unsere Kleiderwahl für den Hike überdenken… In den Whites gibt es 48 Gipfel über 4000 Fuss. Den ersten haben wir damit abgeakt! Wie man auf den Fotos sieht, haben wir ein neues Accessoir: Stoff Gamaschen. Die haben wir sowohl in Neuseeland als auch auf dem AT dauernd gesehen, nun endlich haben wir sie gefunden. Noch nie hatten wir ein Accessoir auf das wir so oft angesprochen wurden. Verrückt. Wahrscheinlich weil sie noch so neu sind und „leuchten“…

Nach dem erfolgreichen Ausflug und einem Tag ausruhen und vorbereiten – auch um das Knie in Sicherheit zu wiegen – wollen wir los. Blöderweise ist der Shuttle morgens schon voll, also umplanen, kurzer Tag, da wir erst nachmittags loskönnen. Als wir zum Shuttle Stop kommen, haben wir mal wieder Handy Empfang (von wegen At&T hat überall Empfang). Sehr gut, kurz das Wetter checken. Oh mann, heute strahlendes Wetter, morgen Regen und dann wieder besser. Ernsthaft? Wie hat sich das wieder so schnell gewandelt. Wenn wir also die ganzen Gipfel besteigen, regnet es. Das ist suboptimal. Mmh, lass uns den Shuttle umbuchen und einen Tag später los! Genau! Leider scheitert unser Plan an der Unflexibilität von AMC (Appalachian Mountain Club). Obwohl morgen ebenfalls Plätze frei gewesen wären, wollen sie uns nicht umbuchen und verweisen auf ihre Richtlinien. Echt jetzt? Naja, hilft ja nichts. Wir entscheiden den Shuttle zu nehmen und dann notfalls einen Tag in der ersten Hütte zu bleiben um dann am schönen Tag die Gipfel zu besteigen. Das wird dann ein Hammertag, viele Gipfel und dann wieder Abstieg, aber bei schönem Wetter muss das traumhaft sein!

Also los geht es endlich. Der Pfad geht stetig bergauf, die 1300 Höhenmeter müssen ja auch bestiegen werden. Die letzten 3 Kilometer sind wirklich steil. Puh, anstrengend! Der Pfad ist immer im Wald, wir kreuzen ein paar Bäche. Mit wunderschönem Wetter geniessen wir die Bewegung. Nach 2,5 Stunden erreichen wir die Hütte. Eine schöne Hütte, wie wir sie aus Neuseeland kennen. Mit 25$ pro Person pro Nacht für ein Dach über dem Kopf relativ teuer. Beim letzten Campingplatz haben wir 30$ bezahlt und da gab es sogar eine heiße Dusche. Aber wie sagt man so schön, der Bedarf steuert die Nachfrage und damit den Preis. Die Hütte ist in jedem Fall schön, da kann man schon einen Ruhetag verbringen. Noch sind wir sogar allein, schön! Wir bleiben auch allein, bis später Sahra, eine Rangerin vorbeikommt. Sie zeigt uns einen Platz von dem man perfekt den Sonnenuntergang beobachten kann. Schee!

Grey Knob Hut – Mt. Washington 10 KM

Wir wachen zu strahlendem Sonnenschein auf. Echt jetzt? Keine Wolke am Himmel, windstill, die Sonne strahlt. Mmh, vielleicht doch heute durchstarten? Erstmal frühstücken. Sahra erhält die neuste Wettervorhersage für den nächsten Tag. WHAT? Sieht morgen schlechter aus, als heute. Ok, das entscheidet es, wir laufen heute los. Es ist bereits ein wenig spät für so einen langen Tag, aber nicht zu spät um es zu schaffen. Also los!

Unser Entschluss wird mit traumhaften Aussichten auf dem Weg zum Grat belohnt. Toll, so soll das sein! Der erste Gipfel ist Mount Jefferson (5716 Feet) Tolle Sicht, aber wir sehen ein paar dunklere Wolken, na hoffentlich ziehen die weg! Der zweite Gipfel, Mount Clauy (5533) gibt uns klare Sicht auf den nächsten – und höchsten – Gipfel: Mount Washington. Noch freuen wir uns, auch wenn der Wind auffrischt. Und dann werden plötzlich die vereinzelt dunklen Wolken zu einer schwarzen Wand. Sekundenschnell. Ernsthaft, gerade war es noch so, dass man sich einreden konnte, dass man trockenen Fusses wandern kann und eine Sekunde später fängt es an zu giessen, Mist. Alles klar, schnell entscheiden wir uns, den Gipfel von Mount Washington nicht zu besteigen um schneller weiterzukommen. Dann kommt zu dem Regen plötzlich Wind auf. Der Wind wird so stark, dass sich der Regen wie Hagel anfühlt. Der Poncho erweist sich als absoluter Fehlkauf, er scheint eher dafür gemacht, Windböen einzufangen um mich vom Berg zu pusten. Weder hält er den Regen ab, noch mich warm. Super Ding! Puh, das ist ja echt nicht schön und wirklich ungemütlich. Neuer Planänderung: Den Mt. Washington kann man auch bequem mit einer Gebirgsbahn befahren. Dementsprechend findet sich am Gipfel ein Restaurant. Wir entscheiden uns, aufzusteigen und uns dann erstmal aufzuwärmen. Der Aufstieg auf 6288 Fuss ist super ätzend. Über Geröllsbrocken balancieren wir uns nach oben. Wir müssen regelrecht gegen den Wind ankämpfen, leicht vornübergebeugt um voranzukommen. Jede Windrichtungswechsel erfordert ein schnelles Eingreifen mit den Stöcken um einem unsanftem Fall zu entgehen. Er erinnert uns an Mount Rintoul in Neuseeland, der mit einem Sturz endete. Diesmal schaffen wir es aber, uns ohne Sturz nach oben zu kämpfen. Nach gefühlter Ewigkeit (und in Wirklichkeit 4h) erreichen wir nass, müde und durchgefroren den Gipfel. Es ist surreal nach diesem Aufstieg, Touristen in kurzen Hosen und Flip Flops zu sehen, die sich im Restaurant ein Eis genehmigen. Wir brauchen erstmal einen heissen Tee um den Aufstieg zu verdauen. Genug „Presidential Range“ – uns reicht es für heute. Wir entscheiden abzubrechen und mit der Gebirgsbahn herunterzufahren. Bei der Bahnfahrt quatschen wir mit einem Ehepaar, die so nett sind uns von der Bahn zu unserem Auto zu fahren. Wenigstens das klappt! Wieder im Auto müssen wir uns erstmal sortieren. Wars das jetzt mit Hiken in den USA? Erstmal in jedem Fall für heute! Wir haben noch ein paar Tage, vielleicht können wir ja der Regenfront entfliehen. Die Whites haben uns erstmal abgeschüttelt!

Cape Cod, oder Hummer, Leuchttürme und Sonne!

Da die Aussicht auch in den nächsten Tagen nicht stabil ist, entscheiden wir uns, wieder Richtung New York zu fahren. Die Wetterkarte zeigt uns, dass es schöne Tage in „Cape Cod“ geben soll. Hört sich lustig an, da fahren wir hin!

Cape Cod ist anscheinend ein beliebtes Urlaubsziel für Amerikaner. Mit endlos langen Stränden, gemässigtem Wetter und schönen kleinen Hikes ist es genau das, was uns jetzt gefällt!

Wir machen einen wunderschönen kleinen 12km Hike, um das tolle Wetter gleich richtig zu geniessen. Durch ein Kieferwäldchen zum Strand bis an die äusserste Spitze und zurück. Dabei brennt die Sonne herunter, ohja, das ist schön!

Eine andere Wanderung führt uns zu einem der vielen Leuchttürme. Mit knapp 9 Kilometern ist es eher ein kleiner Spaziergang, aber es reicht aus, um uns richtig Appetit zu machen. Cape Cod ist ein Hummergebiet, man findet sie in Supermärkten und selbstverständlich in allen Restaurants und Bars. Klar gönnen wir uns einen, das haben wir uns verdient!

Wir nutzen die Zeit um nochmal auf ein Boot zum Angeln zu gehen. Diesmal haben wir einen Platz, bei dem sehr viele Fische sind, aber leider viele kleinere. Während Heiko eher die Fische füttert, d.h. er schmeisst rein, zieht raus und ersetzt den Köder, beissen viele Fische bei mir an, die zu klein sind. Andere Gäste sind da nicht so „picky“, und nehmen alle Fische mit nach Hause. Aber unsere Mühe wird auch belohnt, wir angeln je einen großen Seebarsch und eine große Goldbrasse. Das reicht uns, mehr können wir eh nicht verspeisen!

New York, New York – oder, das Ende unserer Reise mit unserem „Hippi-Bus“

Auf dem Weg nach New Jersey zur Abgabe unseres Autos planen wir noch eine Nacht auf einem Walmart Parkplatz ein. Auch hier kann man schöne Sonnenuntergänge erleben! Und irgendwie gehört das geduldete Wildcampen auf dem Parkplatz auch ein Stück weit zu unserem Abenteuer in der USA.

Wir werden ein bisschen wehmütig, dass wir den liebgewordenen Bus jetzt abgeben müssen. Nach 7800 Meilen (12552 Kilometer) auf den Strassen von New York, 74 Nächten in unserem abgehalfterten Bus trennen wir uns von ihm. Keine Unfälle, keine Macken, Heiko hat uns sicher einmal quer durch die USA gebracht. Ich bin auch mal gefahren, vielleicht so 100 Meilen wenn es hochkommt. Nach meinem schönen Auto back at home hat mich das Fahrgefühl nicht wirklich überzeugt 😉

Obwohl wir versucht haben, wenig einzukaufen, hat sich doch etwas angesammelt und wir zweifeln daran, ob wir alles in die zwei Rucksäcke bekommen. Gottseidank haben wir noch einen „Daypack“. Trotzdem schicken wir Sachen nach Hause, fahren zu „goodwill“ und geben Sachen ab und schmeissen rigoros weg. Auch mit diesem ganzen reduzieren, sind die Rucksäcke übervoll. Der Weg zum Hotel zeigt uns, dass wir noch nicht fertig sind mit aussortieren, so wird das nichts mit den nächsten Meilen.

Aber erstmal haben wir für ein paar Tage ein schönes zentral gelegenes Hotel gefunden um den Big Apple zu erkunden!

Und, obwohl wir keine heissblut- Stadtmenschen sind, gefällt uns die Metropole gut! Dank dem sehr günstigen und gut ausgebautem Metro System kann man alle Highlights verbinden: Freiheitsstatue (übrigens kann man mit der kostenlosen Staten Island Ferry beim Übersetzen auf Staten Island die Dame in voller Pracht bewundern. Das freut das Schwabenherz!), Flatiron, Skyline von Manhatten, Empire State Building, Brooklyn Bridge, Central Station, Ground Zero, Union Square Metronom, Times Square, Guggenheim Museum und ein echtes New Yorker Steak – You name it, we have been there!

Sasha, die Marketingdirektorin von Haiti Outreach, legt einen Besuch bei einer Freundin extra auf die gleiche Zeit, in der wir in New York sind. Toll, sie kennenzulernen! Das stimmt uns schon sehr gut auf Haiti ein und wir freuen uns darauf, nun „unsere“ Gemeinden kennenzulernen!

Bye bye AMERICA!

2019-07-07T19:58:00+02:00