„Rosinen picken“ der spektakulärsten Orte /Hikes, Treffen alter Bekannter, viel Fundraising für Hiking4Haiti und das Ende unseres Neuseelandaufenthaltes

Hastings

Der Te Araroa war in Bezug auf physische Belastung sicherlich das Anspruchsvollste, was wir bislang gemacht haben. In Bezug auf Planung war es aber einfach. Schlafen, Essen, Laufen. Und das jeden Tag. Mit dem Ende des Trails stellt sich natürlich die Frage, was nun?

Zuersteinmal nutzen wir die Annehmlichkeiten einer Stadt wie Wellington und besuchen natürlich auch einen der vielen Rotary Clubs dort, den RC of Port Nicholson. Auch hier haben wir Gelegenheit Hiking4Haiti vorzustellen, werden sehr freundlich aufgenommen und erleben wunderbare Gespräche.

Unser erstes Ziel ist: Martinborough, ein kleines Städtchen, das für den Weinanbau bekannt ist. Leider fährt dort kein Bus hin, also, change of plan, wir gehen nach Hastings. Neben Napier eine der bekanntesten Weinanbaugebiete auf der Nordinsel, zusammengefasst unter dem Namen „Hawkes Bay“. Bei der Unterkunftssuche stossen wir auf „glamping“. Diese Wortschöpfung setzt sich aus dem Begriff „camping“ und „glamour“ zusammen. Es mag komisch erscheinen, dass wir uns nach 75 Tagen auf dem Trail und vielen Nächten im Zelt für diese Variante entscheiden, aber es fühlt sich richtig an, sich erst wieder langsam an die Zivilisation anzunähern. Also: glamping!

Es ist auch wirklich sehr schön mit einer „Baumdusche“ (auch hier ist der Name Programm), tollem Grundstück, Lagerfeuer und ein gemütliches Zelt mit richtigem Bett. Wir leihen uns Fahrräder aus und fahren nahegelegene Weingüter ab. Jedes Weintasting umfasst 6 Weine, immer gemischt rot und weiss. Mmh, da sind wirkliche leckere Weine dabei! Nach 3 Weingütern geben wir zufrieden (und leicht angetrunken) auf.

Nachdem wir uns genügend erholt haben, ist das nächste Ziel Turangi und damit Ausgangspunkt eines der schönsten Teile des Te Araroa, das „Tongariro Crossing“. Da das Wetter aber erst in ein paar Tagen wieder schöner werden soll, schieben wir zwei Angeltage vor. Wir finden alles: Angelmöglichkeit, Motel, guter Ausgangspunkt für die Wanderung, aber… die Busverbindungen ist so schlecht, dass für eine Strecke von 250km, 7 Stunden benötigt werden. Langsam zweifeln wir daran, ob der Bus als Transportmittel hier wirklich geeignet ist. Wir entscheiden uns, zu versuchen zu trampen. Es fühlt sich sehr seltsam an mit selbstgebasteltem Schild am Strassenrand zu stehen. Ein wenig mittellos und angewiesen auf die Freundlichkeit von Fremden. Aber, wieder ist es jeweils fast das erste Auto, das anhält. Wir lernen tolle Kiwis kennen, die uns von ihrem Leben erzählen, erhalten viel positive Resonanz, wenn wir von Rotary und unserem Projekt erzählen. Ausserdem erleben wir, dass es den Fahrern genauso viel Spass macht wie uns, sich in der engen Intimität des Autos kennenzulernen, bevor sich die Wege wieder trennen.

Bislang haben sich die meisten unserer „Tramp“ Bekanntschaften danach nochmal vial Email gemeldet ( unsere Hiking4Haiti Visitenkarten sind ein echter Hit) und einige sogar gespendet. So erreichen wir mit 3 Autos, 2.45 Minuten nach Start unser Ziel: Turangi

Turangi ist ein kleines Städtchen, dass für seinen Ruf, ein Angelparadies zu sein, bekannt ist. Forellen begrüssen uns auf Plakaten, Schildern und als Teil von Cafe-Namen. Natürlich checken wir in das „Anglers Paradies“ein, in der Hoffnung, dass der Name Programm ist!

Heiko schwingt zwei Tage die Angel (einer davon im strömenden Regen – ich versteh die Faszination ja nicht), aber alles, was er mit nach Hause bringt sind nasse Füsse und eine gewisse Frustration. Ich besuche derweilen den ansässigen Rotary Club, verlebe einen fantastischen Abend und werde darüber hinaus noch mit einer Direktspende bedacht. Danke liebe Freunde!

Rotary Club Turangi and Hiking4Haiti together for potable water!

Turangi ist ausserdem der Ausgangspunkt des „Tongariro Crossings“, einer Tageswanderung, die auf allen Top Listen steht. Brendan von „Backyard Tours“ fährt uns in aller früh zum Ausgangspunkt. Wir laufen los und geniessen das Wandern mit leichtem Gepäck. Welch Luxus! Knapp 20 Kilometer und circa 600 Höhenmeter liegen vor uns. Vor dem Loslaufen spricht Brendan einen maorischen Segen. Die sehr ernst gesprochenen Worte in der fremden Sprache gekoppelt mit der Dunkelheit und der Umgebung lösen wohlige Gänsehaut aus.

Der Hike ist traumhaft, landschaftlich tatsächlich eines der Highlights bislang. Die Vulkanlandschaft, der aufsteigende Dampf, weite Mondlandschaft und die grünen Emerald Lakes sind wie von einer anderen Welt. Wir geniessen die Wanderung immens, hatten wir das Laufen auch schon sehr vermisst. Trotz ausgiebiger Pausen ist der Weg viel zu schnell zu Ende. Über 130.000 Menschen laufen diesen Weg jährlich, 30% aller Helikopterrettungen in Neuseeland werden hier geflogen. Der Weg ist wunderbar ausgebaut, aber alpin und viele überschätzen ihre eigene Fitness. Wir überholen auch ein paar Wanderer, bei denen wir nicht sicher sind, ob sie den Weg schaffen. Aber man kann verstehen, dass jeder diese unglaublichen Ausblicke geniessen will.

Mittags sind wir bereits wieder unten und Brendan holt uns ab. Wir kommen ins plaudern und erzählen ihm von Heikos frustrierenden Angelversuchen. Spontan fragt er uns, was wir heute noch vorhaben und bietet uns dann an mit ihm einen kleinen Angelausflug zu machen. Er ist leidenschaftlicher Angler, hat ein kleines (altes, sehr altes) Boot und als Maori die Berechtigung in einem Reservatssee zu angeln. Meine Begeisterung hält sich in Grenzen (noch bevor ich das Boot sehe), aber ein Blick in Heikos leuchtenden Augen genügt um zuzusagen. Wir fahren zum Lake Rotoaira ( irgendwie heisst hier alles „Roto“). Dort liegt das von mir mit Skepsis betrachtete Boot. Bevor ich meine Zweifel über die Seetauglichkeit äussern kann, haben die zwei fischbegeisterten „Jungs“ das Boot umgedreht, Angeln hineingeschmissen und eh ich ich mich versehe sitzen wir schon zu dritt in dem Boot mitten auf dem See. Mein leises Beteuern, dass ich wirklich keine Angel brauche wird ignoriert und ich füge mich meinem Schicksal. Wie schwer wird das auch sein die Angeln zu werfen, aufs Wasser zu starren und selbige wieder einzuholen. Ich frage noch, woran ich denn nun merke, wenn einer anbeisst und werde mit den Worten:“das weisst du dann schon“ bedacht. Ok. Gerade als ich die Jungs fragen wollte, was jetzt so toll sein soll, zuckt meine Angel. Uaaaaah, da ist ein Fisch dran!! Und nun? Hilfe!! Während ich jauchze und um Hilfe rufe -was die Beiden ziemlich lustig finden- hole ich die Angel ein und mit Hilfe von Brendan den Fisch an Bord. Juhuu! Ich habe einen Fisch gefangen! Das ist ein Wahnsinnsgefühl! Ich sehe schon den fertig gebratenen Fisch vor meinem inneren Auge, aber nach neuseeländischen Bestimmungen ist er noch zu klein und so darf er wieder schwimmen. Trotzdem sonne ich mich noch in meinem Erfolg, gesüsst mit dem ganz klein bisschen Neid von den beiden Anglern? Angeln macht Spass! Kurz danach hat auch Heiko eine Forelle am Haken, die er -ohne gejauchze, ganz cool- an Bord holt! Also doch gegrillte Forelle heut abend! Heiko strahlt! Toll!! Danke Brendan für diesen nachmittag, was ein Erlebnis!

Rotorua

Neue Stadt, neues Gück! An unserem Ankunftstag ist das Rotary Meeting von einem der drei ansässigen Clubs. Perfekt! Heiko und ich werden als Gäste herzlich empfangen. Der Club feiert gerade 30 Jahre Frauen in Rotary – paast ja gut- und spendet spontan um unsere Arbeit zu unterstützen!

Rotary Club Rotorua West celebrates 30 years Women in Rotary and donates to

Am nächsten Tag zieht es uns auf einen nahegelegenen Trail. 15 km um zu einem Hot Water Beach zu gelangen an dem man dann campen kann. Perfekt um unsere eingerosteten Wanderglieder wieder ein wenig zu lockern! Der Weg geht im wunderschönen Wald mit Blick auf den See Tarawera entlang. Wie vom Te Araroa gewohnt gilt es dabei ein stetiges Auf und Ab zu überwinden. Wir geniessen den Weg sehr, aber eher aufgrund der Bewegung als der spektakulären Sicht. Wir sind mittlerweile doch sehr verwöhnt… Am Hot water beach angekommen erfreuen wir uns an der Naturgegebenheit des heissen Wassers, das in den See fliesst. Richtig entspannt baden oder sitzen kann man aber nicht, da das Wasser entweder zu frisch oder aber brühend heiss ist. Man könnte einen Fisch im Sand garen, so heiss ist es. Mmmh, gute Idee! Heiko wirft die Angel aus, aber ohne unseren Brendan beissen die Forellen leider nicht. Also doch Macaroni und Cheese zum Abendessen. Wir verlassen den Strand am nächsten Tag über ein Wassertaxi. So schön, dass wir den gleichen Weg zurücklaufen möchten, war er nicht…

Bevor wir zur Strasse laufen können, um den Anhalter Daumen zu strecken, kommt ein Mann auf uns zu und bietet uns an uns in die Stadt zu fahren. Einfach so, aus purer Freundlichkeit. Immer wieder sind wir überrascht von diesen selbstlosen Gesten, die wir während unserer Reise erleben dürfen. Man nennt es auch „Trail magic“. Oft sind es Menschen, die wenig haben, die uns immer wieder mit Freundlichkeit überraschen. Unsere Erlebnisse lassen mich oft inne halten und mich selber kritisch fragen, wann ich das letzte Mal spontan einem fremden Menschen eine Freude bereitet habe. Einfach so. Das sind auch die Momente in denen ich 100% sicher bin, dass es die richtige Entscheidung war, unser Jahr mit dem Projekt „Hiking4Haiti“ zu verknüpfen um so wenigstens etwas zurückzugeben.

Unser Wohltäter, ein Maori, fährt uns nicht nur nach Rotorua sondern lässt es sich nicht nehmen, uns kreuz und quer durch das Städtchen zu fahren um uns alle wichtigen Punkte zu zeigen. Wir verabschieden uns von ihm mit dem traditionellen Maori Gruss. Das ist ein aneinanderlegen der Stirn bis sich die Nasenrücken berühren.

Wir buchen unser erstes richtiges Touriprogramm, einen Abend im Maori Dorf um die Kultur besser kennenzulernen. Natürlich ist es sehr auf Touristen ausgelegt, aber man merkt den Maori ihren Stolz und die Ernsthaftigkeit an während sie uns ihre Traditionen erklären und vorführen. Ein rundum toller Abend bei dem natürlich der „Haka“ nicht fehlen darf.

Tauranga

Next stop: der versprochene Besuch von John, unserem Trail Freund. Zu Ehren unseres Besuchs hat John aufgekocht und ein wunderbares Abendessen gezaubert. Gemeinsam mit Clive (den wir auch schon vom Trail kannten) und seiner Frau Alessandra geniessen wir das tolle Essen. Die vielen Trail Stories, die wir austauschen führen zu viel Gelächter und Freude. 

Wie es sich für einen Besuch in Neuseeland gehört, besuchen wir am nächsten Tag eine nahegelegene Kiwi Farm. Die Ernte ist in vollem Gange und wir erfreuen uns an den voll behangenen Kiwi Pflanzen. Gar nicht kitschig fahren wir in einem Zug aus überdimensionalen Kiwis durch die Hänge und erfahren alles Wissenswerte rund um die Frucht. Übrigens sind die Kiwis erst im Juli reif, werden aber bereits im April geerntet. Zu gerne hätte ich eine am Strauch reif gewordene Kiwi probiert, schade. Leider sind auch die hier angebauten Avocados noch nicht reif, das dauert noch bis Oktober. Sehr schade! Wir probieren noch die “rote“ Kiwi, eine neue Frucht, die gerade in der Testphase ist. In 2-3 Jahren gibt es die dann auch in Deutschland zu kaufen, denkt an uns, wenn ihr sie das erste Mal seht! 

Nach einem mühsamen trampen (der Bus geht nur einmal am Tag zurück und zwar abends) kommen wir am Mount Maunganui an. Zum trampen ist noch zu sagen, dass das erste Mal ein Merceds gehalten hat. Okay, der war ca 25 Jahre und hatte seine besten Tage schon gesehen. Der Fahrer war ein französischer Rucksacktourist. Aber immerhin! Wir freuen uns in einem heimischen Auto zu sitzen.

Das Berg-le besteigen wir in 20 Minuten und werden mit einer schönen Aussicht belohnt.

Zum Abschluss bedanken wir uns bei John und seiner Raffa für ihre Gastfreundschaft mit einem Restaurantbesuch. Wieder ein toller Abend in excellenter Gesellschaft. Danke ihr zwei für diese Trail Magic in Tauranga!!

Thames

Nach dem „langen Nichtstun“ suchen wir uns wieder eine kleine Wanderung aus. Insgesamt 50 Kilometer im Coromandel Forest. Der bekannteste Weg dort führt zu den „Pinnacles“. Dort gibt es die größte Hütte Neuseelands mit 80 Betten. 80! Eher Hotel statt Hütte… Wahnsinn! Man muss einen Platz buchen, was ich für übertrieben halte. Ich meine: 80 Betten…. Das online System sagt uns, das alles ausgebucht ist.?!? Das muss ein Fehler sein! Wir rufen dort an um auf den Fehler hinzuweisen. Mit einem Lachen werden wir darauf hingewiesen, dass diese Nacht bereits seit Monaten ausgebucht ist. Waaas? Ok, wir ändern den Tag, sind ja flexibel. Das muss ja außergewöhnlich toll sein, das wollen wir uns nicht entgehen lassen!

Es ist ein schöner Weg, stetig nach oben, bis wir das Prachtstück an Hütte erreichen. Sie ist nicht nur gross sondern bietet in der Küche sogar einen Gasherd. Wunderbar. Ohne Gepäck erklimmen wir dann den Gipfel. Es ist wahrlich ein schöner Ausblick, aber so toll, dass es hier so eine grosse Hütte geben muss, ist er nicht. 

Am nächsten Tag haben wir uns einen Trail zu einem Campsite ausgesucht den niemand zu kennen scheint. Komisch. Als wir einsteigen, erkennen wir auch, wieso. Es ist ein Weg, wie er auch auf dem TA sein könnte, also eher ein Trampelpfad als ein angelegter Weg, steile, rutschige Hänge rauf und wieder runter. Überklettern von Hindernissen, Schlamm und verwunschener Wald. Wir treffen den ganzen Tag auch niemanden, eine Wohltat nach den vielen Wanderern am Tag zuvor. Irgendwie ist es ein schöner Abschied vom Wandern in Neuseeland, erinnert es uns doch daran, was wir alles geschafft haben! Die letzte Nacht im Zelt vergeht ruhig und wir laufen gemütlich 12 Kilometer zurück in die Stadt.

Auckland

Auch in Auckland besuchen wir einen der ansässigen Clubs, Auckland East. Auch hier dürfen wir das Projekt vorstellen und erleben einen schönen Abend.

Der erste Part unseres Jahres geht zu Ende. Mit vielen tollen Erlebnissen im Gepäck verlassen wir die Insel um uns ins „Trump Land“ zu wagen.

Wir sind 1300 Kilometer gelaufen, das entspricht 800 Meilen, die Hälfte der im Projekttitel angekündigten Wegstrecke. Wir haben über die Hälfte an den gewünschten Spenden (Ziel: 45.000 Us$) eingenommen. Danke an alle Unterstützer! Die Menschen auf Haiti brauchen wirklich unsere Hilfe. Mit dem Zugang zu sauberem Wasser haben die Menschen dort nicht nur weniger mit Krankheiten zu kämpfen sondern wir ermöglichen den Mädchen auch einen Zugang zu Bildung. Ohne den Brunnen haben die Mädchen keine Zeit die Schule zu besuchen, aber Bildung ist der Grundstein für nachhaltige Veränderung. Jede Spende zählt! Eigentliches internes Ziel von mir war den zweiten Brunnen mit Ende unserer Neuseelandreise in Auftrag geben zu können. Das haben wir nicht geschafft, hierzu fehlen noch ca. 3000€. Egal, wir bleiben dran. Und alle, die uns helfen möchten zu helfen sind herzlich eingeladen!

Weiterhin freuen wir uns über jede Email, Kommentar, like usw, die uns erreichen!

Kia ora!

2019-11-24T10:48:25+01:00